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Neues Corporate Design für Charleroi

Charleroi Corporate Design

Charleroi, drittgrößte Stadt Belgiens und die größte Stadt der Region Wallonien, legt sich ein neues Corporate Design zu. Die Stadt verändere sich, wie es in der offiziellen Pressemeldung heißt, und mit ihr im übertragenen Sinne auch ihr visuelles Erscheinungsbild.

Ein von einem Hahnenkamm gekrönter Großbuchstabe „C“ wird das neue Erkennungszeichen der Stadt, das gleichermaßen für Werbeaktivitäten wie auch als hoheitliches Zeichen zum Einsatz kommen wird. Alle offiziellen Kommunikationsmedien würden zukünftig das neue, simplifizierte Logo enthalten.

Welch ein Kontrast zum bisherigen Stadtlogo! Bislang überladen und diffus, nunmehr vereinfacht und prägnant (siehe Abb. unten). Eine kleine Revolution, wie man sie gerade im städtischen Marketing selten findet und wie sie sicherlich nicht jedem Bürger zusagen wird, obwohl das neue Signet samt Corporate Design deutlich identitätsstiftender sind als das bisherige Erscheinungsbild von Charleroi.

Ein Hahn ist seit je her Bestandteil des Stadtwappens von Charleroi, zudem ist es das Wappentier Walloniens. Wie in der Logoherleitung veranschaulicht, verweist die dreizackige Krone zudem auf eine topografische Besonderheit der Stadt, den „Terrils de Charleroi“, einer Gruppe spitzwinkliger Bergbauhalden. Die Krone wiederum erinnere an den spanischen König Karl II., zu dessen Ehren die Stadt seinerzeit von „Charnoy“ in „Charleroi“ umbenannt worden ist.

Das neue Design werde schrittweise eingeführt. Zunächst wolle man Bestände von Briefbögen und Publikationen aufbrauchen, bevor neue Medien gedruckt werden. Erste Publikationen wurden bereits auf das neue Design umgestellt wie etwa das Stadtmagazin „Charleroi Magazine“.

Die Kosten für die Neugestaltung werden mit 48.000 Euro beziffert. Realisiert wurde das Konzept von der Agentur Pam et Jenny, die sich im Rahmen eines Wettbewerbs mit ihren Ideen durchgesetzt hatte.

Stadtlogo Charleroi – vorher und nachher

Charleroi Stadtlogo – vorher und nachher

Logoherleitung

Charleroi Corporate Design

Charleroi Corporate Design

Mediengalerie

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Dieser Beitrag hat 21 Kommentare

  1. Das neue Corporate Design gefällt mir ausgesprochen gut. Es wirkt überraschend modern und einheitlich, was man von Städtedesigns ja nicht immer erwartet. Dass viel mit eingefärbten Bildern gearbeitet wurde, ist sicher ungewöhnlich. Meist wird ja bei Städtedesigns eher auf klassische Postkartenmotive gesetzt. Dass Charleroi das anders macht, zeigt von einem gewissen Selbstbewusstsein der Stadt und derer, die das Corporate Design so beschlossen haben.

  2. Es ist natürlich eine Verbesserung gegenüber dem alten Logo, aber die Bewohner der Städte können einem Leid tun, wenn ihnen ein C oder ein Buch (Bochum) oder sonst ein modernes Logo vorgesetzt wird. Da werden einfach alle Traditionen und Bilder zugunsten irgendeiner abstrakten „Marke“ über Bord geworfen und als zukunftsweisendes Design gefeiert. Das Ergebnis ist halt business to business – die Stadt als seelenlose Marketingstrategie ohne eigene Identität.

    1. Moderne Plakativität versus alte Seele.
      Da würde ich mir eine engagierte Designer-Diskussion wünschen.
      Von der Auftraggeber was lernen könnten.

      Offtopic: Bin persönlich zurzeit auch mehr für Seele.
      Und das als alter in der Wolle gewaschener Plakativ-Anhänger.

      Eine Stadt ist tatsächlich mehr als eine schickes Marketing-Logo. Unter das man einen tollen gallischen (?)* Hahn vor Delfter (?)* Tapete abbildet.

      * Bekenne mich frisch & fröhlich zu meiner Unwissenheit. Das Federvieh erschien mir halt spontan erst mal das der Franzosen zu sein und die Tapete sieht – ja mei – so aus wie die Muster auf dem Holländsichem Porzellan, das in den Schränken meiner Oma stand, hust …

      1. Altes mit Seele gleichzusetzen, kann man natürlich machen. Eine ähnliche Argumentation findet sich zum Beispiel in Fußballclubs, wo nicht selten das Schrullig-Schräg-Miefige als Teil der Identität auf Händen getragen wird. Wer so argumentiert, bringt in solch einem Kontext meist zum Ausdruck, dass visuelle Aspekte gänzlich nebensächlich seien und irrt damit natürlich.

        In Charleroi, einer ehemaliger Bergarbeiterstadt, hat man die Überreste einer vergangenen Kultur/Arbeitswelt, die Abbauhalden, als Bildmarke im neuen Stadtlogo verewigt. Mehr Reminiszenz, mehr Seelenpflege geht eigentlich kaum. Freilich wurde diese plakativ verpackt. Wie auch sonst!? Aus Halden eine Krone! Eine grandiose Idee, die den Transformationsprozess der Stadt verdeutlicht. Wichtiger noch als das einzelne Zeichen, ist das, was drumherum entstanden ist. Dies als seelenlos zu bezeichnen trifft es nun wahrlich nicht.

      2. Es ist wohl dem Zeitgeist geschuldet, dass nun jede Stadt eine Marketingstrategie
        braucht und sich verkaufen muss. Daher werden auch diese Marketing-Tools
        eingesetzt. Glatt und griffig muss es sein. Vielleicht muss man einfach mal 100
        Städte-Logos zusammen auf eine Seite stellen um zu erkennen, was Seele hat
        und was nicht. Vorzugsweise von wenig bekannten Städten, von denen man
        keine vorgefertigten Bilder im Kopf hat.

      3. @Achim
        Schrullig gerne, miefig dann nicht mehr so.
        (Fußballvereins-Embleme jetzt; Logos mag ich die meisten nicht nennen)

        Liebevoll Überreste und Kultur einer montanen historischen Arbeitswelt in Szene gesetzt haben die Bechers. Ihre Fotografien der wunderbar filigranen Zechenräder und -türme gehen in Ausstellungen um die Welt. Kohlehalden hingegen darzustellen mag ein sympathisches Bekenntnis sein, doch eins mit weniger Säle als diese filigranen Dinger. (Wenn sie denn welche haben in in Charleroi)

        Das mit der Seele, wie soll ich das sagen, das Thema modernes glattes Design versus eigenwilligere, liebevollere Formen geht ja mit Autos und Häusern los. Es mag z. B. zur Zeit schick sein, Häuser im Toskana-Style, aber glatt funktional und mit funkelndem Stahl hinzustellen. Ich bevorzuge jedoch formal und von der Textur her die echten Häuser, in dieser Gegend. Piefig sind die nun nicht. Doch da sollten sie auch bleiben, ich sehe diesen Baustil nicht im Oberbairischen, rund um Ingolstadt oder gar Erlangen. Dort ist er aber, und dann auch noch glattgehobelt. Ohne Seele.

        Verstehst du, was ich meine?

        PS:
        Warum hat es nicht ein sparsames Design zusammen mit diesem wunderschönen roten wallonische Hahn getan, der Kerl hat Leben. Und Seele.

        1. Verstehe ich schon. Ein gutes Beispiel – meiner Meinung nach – eines seelenlosen Redesigns war das, was sich seinerzeit bei der Wäschemarke Triumph vollzog. Das war aalglatt, steril und lieblos. Das gipfelte später dann im Trashlook.

          Was die Seele einer Marke, einer Stadt, eines Unternehmens ist, hängt zunächst mal vom Blickwinkel ab. Frag 100 Bürger und sie werden Dir womöglich 100 Dinge nennen, die für sie die Seele der Stadt ausmachen. Ohne Charleroi persönlich besucht zu haben, erscheint mir das CD den Charakter der Stadt gut einzufangen. Ein Corporate Design sollte allerdings zu mehr im Stande sein als nur einen Status Quo abzudecken. Gerne darf es auch Ausblick sein. Stichwort Veränderung. Das vorgestellte Konzept ist als Maßnahme gedacht, das Erscheinungsbild städtischer Institutionen insgesamt zu vereinheitlichen, um, so ist es der Pressemeldung zu entnehmen, den Dialog mit den Bürgern zu verbessern. Diese müssen sich fortan nicht mehr mit 20 + x Absenderlogos rumschlagen. Die Seele einer Stadt lässt sich nicht nur mit Blick auf die Vergangenheit benennen, sondern beinhaltet nach meinem Empfinden unbedingt auch vorausschauendes Handeln. Klar kann man über das formalästhetische Ergebnis unterschiedlicher Meinung sein. Dass das Design insgesamt(!) seelenlos im Sinne von lieblos sei, kann ich nicht erkennen.

      4. Nicht lieblos – seelenlos. Das ist etwas anderes.

        Man könnte nun auch ein neues Städtelogo für Berlin entwerfen
        indem man ein B nimmt und eine Krone drauf setzt. Ja und es
        würde sogar passen: B: Berlin, Bär. Krone: Bezug zum alten Logo,
        Hauptstadt. Boa, genial! Und überall anwendbar.

        Aber damit würde der Stadt ein Stück Seele (Identität) verloren gehen.

      5. Übrigens, kein Konzern wäre so blöd sein Firmen- oder Markenlogo wegzuwerfen und gegen eine originelle Spielerei auszutauschen. Da könnte er genauso gut Geldscheine zerreißen. Da wird vorsichtig das Design modernisiert und an eine zeitgemäße Sprache angepasst ohne die Identität zu zerstören. Nur Städte werfen plötzlich ihre Identität weg und hoffen auf mehr Geld.

      6. Seit wann muss ein Logo eine Seele haben? Wenn die Marke dahinter lebendig ist, wird sich das im Gesamtauftritt niederschlagen. Schließlich steht ein Logo nie für sich – es ist bekanntlich in ein durchdachtes Gestaltungskonzept eingebunden.

        Und was das C mit dem Hahnenkamm anbelangt, so finde ich es keineswegs austauschbar. Eine Krone könnte für viele Städte mit herrschaftlicher Vergangenheit stehen. Ein Dreizack mit so viel historischen Bezügen dürfte dagegen schwerlich übertragbar sein.

        Kurz – ich finde es zeitgemäß, einzigartig und prägnant.

      7. Natürlich ist ein Logo identitätsstiftend. Was denn sonst? Und gerade Städte haben früher mit ihren Wappen großen Wert auf ihre Identität gelegt.

      8. Bitte auch die Anwendungsbeispiele auf der P&J Seite anschauen. Da wurde mit einer Menge Humor gearbeitet und die Bandbreite der möglichen Umsetzungen gezeigt. Das Unperfekte wird dort geradezu gefeiert. Wenn das letztlich auch so umgesetzt wird – Chapeau!

    2. Ich kann mir schwer vorstellen, dass das alte Logo identitätsstifend gewirkt hat. Das neue hat immerhin das Potential (vermutlich ein großes).
      Und wo hier Bochum angeführt wird: Das vorherige Logo war lediglich der blaue Schriftzug “Stadt Bochum” mit einem grünen Strich oben und unten! Das Buch hat indes einen eindeutigen Bezug zum Stadtwappen. Insofern zeigt das neue Bochum-Logo einen viel klareren Bezug zur Vergangenheit (ohne rückständig zu sein).

      Bei Charleroi ähnlich: Ein klares Zeichen, ein Bezug zum Stadtwappen, den sicherlich Einheimische lesen können. Zwar war im alten Logo auch das Wappen ein Element, aber in dem Konvolut weder deutlich noch überzeugend.
      Ich halte das neue Logo für sehr gelungen, ebenso die Anwendung!

      Und ich hätte auch noch einen Slogan: Je suis Charleroi ;-)

  3. Das sieht richtig gut aus. Den Anfangsbuchstaben zu verwenden ist sicher nicht der innovativste Ansatz, aber mit dem Hahnenkamm finde ich es sehr prägnant. Etwas verwirren mich die Anwendungsbeispiele. Das Farbkonzept erschließt sich mir nicht so ganz, und die Logoposition ist in jedem Beispiel anders. Auch wenn ein Städte-Branding, sicher viel Flexibilität braucht, so finde ich ein stringentes Gestaltungsraster trotzdem wichtig, damit die verschiedenen Medien optisch geschlossen wirken.

  4. »Auch wenn ein Städte-Branding, sicher viel Flexibilität braucht, so finde ich ein stringentes Gestaltungsraster trotzdem wichtig, damit die verschiedenen Medien optisch geschlossen wirken.«
    Das tun sie durch die plakative Wort- Bildmarke.

  5. Gelungen! Markant, zwischen traditionell und modern. Eines der besten Stadt-Logos die ich hier auf dt sah in den letzten Jahren.
    Bevor ich die Tafel “Logo-Herleitung” sah, dachte ich bei dem Häubchen “Krone”. Dann sah ich, die Halden (ach ja, Bergbau!), den Gekrönten, die Farbe Rot und den Hahn. Allein die Tafel der Herleitung ist ein komprimierter Grundkurs in Design & Geschichte. Eine markante Marke, die sicher haften bleibt…

  6. Finde es genial gemacht. Die Abräumhalden erschließen sich erst mit der Erklärung und bringt Tradition ins Spiel. Ich habe Spintan König Karl aus Charle roi übersetzt und allein dieser Bezug macht das gekrönte C schon zu einem guten, simplen Zeichen. Die Umsetzung in den gezeigten Beispielen finde ich sehr gelungen. Einprägsam, auffällig.

  7. Genial einfach – einfach genial. Und die Anwendungen zeigen, wie gut das in jedem Umfeld funktioniert. Ohne dass es (wie neulich bei BO) für Sonderfälle verkürzt werden müsste. Allerdings müsste umgekehrt auch das Integrieren in Begriffe (wie CYCLE) nicht sein. Ob in dem Häubchen eine Krone oder eine Halde gesehen wird, hängt von der Zielgruppe ab. Ich hatte bei BOCHUM auch kein Buch, sondern eine Kipplore auf Schienen gesehn.

  8. Ich werde nie ganz verstehen, warum Städte so explizite Dachmarken benötigen. Das Logo mit dem C ist für mich ganz schick (wenngleich ein bisserl arg simpel gehalten), aber würde das ganze Konzept nicht auch funktionieren, wenn man anstelle des Logos nicht einfach das Wappen verwenden würde?

    Erstens haben Wappen meiner Meinung nach ein sehr ausgewogenes Design (bei Charleroi nicht anders), zum Zweiten soll doch gerade eine Ortschaft nicht mit Geschäftsunternehmen konkurrieren was den Außenauftritt betrifft, oder? Ich meine, Unternehmen haben Logos weil es ihnen an historischen Signets fehlt.

    Welchen Grund sollte es geben, dass eine Stadt nach außen hin nicht ihr “offizielles” Erkennungszeichen verwendet?

    1. Bei dem neuen Logo handelt es nicht um eine Dachmarke im eigentlichen Sinne. Es ist schlicht das übergreifend geltende Stadtsignet, das in der Werbung wie auch als Absender der Stadtverwaltung genutzt werden wird, was leider selten genug in Gemeinden praktiziert wird. Eine Dachmarke wäre in diesem Zusammenhang beispielsweise eine Regionsmarke, wie die Walloniens, die, bei Bedarf, zusätzlich von der Stadt genutzt werden kann, ebenso auch von anderen Städten Walloniens.

      Heraldische Zeichen – um Deine letzte Frage zu beantworten –, eigenen sich nicht bzw. nur bedingt als Absender, weil sie in ihrer visuellen Eindimensionalität lediglich Werte wie Tradition und Herkunft, nicht aber Modernität geschweige denn Fortschritt, Innovation und Zukunft zu transportieren vermögen. Es liegt in der Natur der Heraldik, dass derlei Zeichen/Wappen (in aller Regel) ausschließlich mit konservativen Werten konnotiert sind. Insbesondere im Marketing, wie aber auch im Corporate Design, ist eine solche monothematische Ausrichtung natürlich kontraproduktiv, weil eine Marke halt auch Offenheit, Dialogbereitschaft wie auch insgesamt „auf der Höhe der Zeit sein“ signalisieren sollte.

      Und ja … auch eine Stadt ist eine Marke.

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