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Ein „Ücon“ als Bildmarke – neuer Markenauftritt für Hannoversche Verkehrsbetriebe ÜSTRA

Die Hannoverschen Verkehrsbetriebe ÜSTRA haben seit kurzem einen neuen Markenauftritt. In einem sich rasant verändernden Mobilitätsmarkt dürfe man als Mobilitätsdienstleister nicht stehen bleiben, so das Unternehmen, das mit einem veränderten Erscheinungsbild die Brücke vom Gestern ins Heute zum Morgen schlagen möchte.

ÜSTRA habe in den vergangenen Jahren stark in Zukunftsthemen wie den Verkauf von Online-Tickets, die Echtzeitangabe der Fahrtzeiten in Apps und die Ausweitung der Kommunikations- und Servicekanäle in Social Media investiert. Zudem möchte sich das Unternehmen zunehmend als moderner und attraktiver Arbeitgeber positionieren. „Diesen Wandel wollen wir nun auch über unsere Marke nach außen tragen“, so ÜSTRA Vorstand Wilhelm Lindenberg. Zuletzt hatte das Unternehmen 1996 das Logo und das Corporate Design verändert (siehe Logohistorie). Der neue Claim der ÜSTRA lautet: „Wir bringen Hannover nach morgen“.

Auszug Pressemeldung:

„Wir wollen mehr sein als nur das Verkehrsunternehmen, welches seine Fahrgäste von A nach B bringt. Unser Anspruch ist es, die Menschen und die Stadt zu bewegen. Genau das spiegelt nun auch unser neuer Auftritt wieder“, so André Neiß, ÜSTRA Vorstandsvorsitzender. Besonderes Merkmal des neuen Logos ist das sogenannte „ücon“ (abgeleitet von „ÜSTRA“ und „Icon“). Es erinnert an die Darstellung der Linienverläufe im Netz und visualisiert gleichzeitig Bewegung, Verbundenheit und Fortschritt.

Die komplette Umsetzung des neuen Auftritts erfolge stufenweise. Auf den Onlinekanälen der ÜSTRA sind die Änderungen bereits zu sehen. Die Fahrzeuge, Beschilderung der Betriebshöfe und Werbemittel werde man aus Gründen der Wirtschaftlichkeit sukzessive bis Ende des Jahres auf das neue Design umstellen.

Verantwortlich für das neue Design zeichnet MetaDesign (Düsseldorf). Wie das Unternehmen auf Facebook schreibt, wurde „die Entwicklung des Logos, entsprechend der rechtlichen Vorgaben, europaweit ausgeschrieben. Am Ende hat der Entwurf einer nichthannoverschen Agentur am meisten überzeugt. Allerdings arbeiten wir bei der Umsetzung des Logos (Online, Printprodukte, Fahrzeugbeklebung etc.) sehr intensiv mit hannoverschen Agenturen zusammen.“

Kommentar

Eine schöne Idee, aus den Ü-Pünktchen zwei unmittelbar in Verbindung stehende Punkte zu machen, um so eine Bildmarke zu erzeugen, die auch als Profilbild etwa auf Facebook zum Einsatz kommt. Das hätte sich gleichwohl auch auf Basis der bisherigen kleingeschriebenen Wortmarke realisieren lassen. Der vor zwanzig Jahren entwickelte Schriftzug ist nämlich aufgrund der größeren Unterschiedlichkeit, die Kleinbuchstaben im Vergleich zu Großbuchstaben grundsätzlich aufweisen sowie dank größerem, spannungsreicherem Kontrast in Bezug auf die Strichstärke, ungleich eigenständiger als die neue Wortmarke. Letztere wirkt ohne grünen Akzent, dem „Ücon“, wie das Zeichen von Seiten der Verantwortlichen genannt wird, doch recht generisch.

Auf Basis des bislang vom Unternehmen veröffentlichten Bildmaterials lässt sich kaum ablesen, wie der Markenauftritt in Gänze wirkt. Leidenschaft vermitteln die eher lieblos gestalteten Plakate bis dato jedenfalls nicht. Auch das Corporate Wording ist wenig überzeugend. „Vielfalt“, „Leidenschaft“ und „Rhythmus“ könnte für so ziemlich jedes Unternehmen und jede Marke stehen. Es fehlt das Spezifische, der regionale Aspekt, wie er für ortsgebundene Verkehrs- und Transportbetriebe wesentlich ist und wie er wenigstens im Claim zum Tragen kommt. Die Wortauswahl (Vielfalt, verbinden, Manni) lässt zudem eine semantische Ordnung vermissen. „Vielfältig“, „verbindend“, „rhythmisch“ wäre stimmiger, wenngleich ebenso wenig identitätsstiftend.

Mit der Open Sans einen frei zugänglichen und zudem sehr weit verbreiteten Google-Font als Hausschrift zu wählen, ist … verwegen. Für Non-Profit-Organisationen oder etwa eine Partei, wo hunderte, tausende von Anwendern Medienprodukte erstellen und wo Verfügbarkeit von Schriften wie auch Lizenzkosten entscheidende Kriterien sind, mag ein solcher Schritt nachvollziehbar sein, aber als (regionales) Unternehmen sollte man schon im Visier haben, dass sich dadurch Einzigartigkeit und Wiedererkennbarkeit der Marke nicht bedingt erreichen lässt.

Zwei grüne Punkte als Bildmarke werden übrigens auch von den Verkehrsbetrieben in Toronto genutzt (siehe Go-Transit-Logo). Verwechslungsgefahr besteht allerdings keine. Insofern ist zumindest diesbezüglich alles im grünen Bereich.

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Dieser Beitrag hat 13 Kommentare

  1. Eine grüne Hantel war mein erster Gedanke. Auch wenn die verbundenen Haltepunkte Sinn ergeben, finde ich die nicht selbsterklärend und alleinstehend untauglich. Konsequent wäre es jetzt, dass jemand den Netzplan optisch anpasst. Freiwillig wird sich für solch eine Aufgabe wohl keiner melden. ;)

  2. Abgesehen von der bereits kommentierten Beliebigkeit im Punkto Schriftauswahl innerhalb der Wortmarke finde ich die Bildmarke (Umlautpunkte) sehr gelungen. Die Klarheit und Einfachheit der Idee – die Ümlautpunkte zu verbinden – finde ich gelungen und im Kontext sehr passend.

    Anm. die Open Sans finde ich grundsätzlich sehr gelungen und benutze diese selbst gern, wenn es darum geht Lizenzkosten im Sinne einer breiten unkomplizierten Nutzbarkeit zu gewährleisten

    Die Bildmarke als Gestaltungselement in Form eines Trema (https://de.wikipedia.org/wiki/Trema) in Headlines/Schlagworten aufzugreifen finde ich schön überlegt. Die Orthographie sollte nicht völlig außer Acht gelassen werden aber die einfachheit der Idee finde ich wiederum sympathisch.

    Für mich ein Schritt nach vorn.

    1. Jetzt wollte ich gerade etwas zu diakritischen Zeichen schreiben und sehe dann deinen Kommentar :D

      Die Idee der verbunden Ü-Punkte finde ich auch gelungen. Das Zeichen alleine wirkt auf mich sehr freundlich, wenn auch nicht selbsterklärend. Die Bezeichnung als “Ücon” finde ich – sollte sie auch später nach außen weiter kommuniziert werden – finde ich auch ganz witzig und nichtmal allzu gewollt.

      Zum Trema habe ich aber eine andere Meinung: Über Buchstaben, die tatsächlich mit Trema geläufig sind (e, i, o, a, …) verwirrt mich das Zeichen etwas, weil ich es dann, wie beim Logo auch als solches mitlesen will.

      Ansonsten bleibt abzuwarten, wie sich die üstra weiter nach außen zeigt, vor allem in Bezug auf die Ausgestaltung vor Ort (Pläne, Schilder, Bahnen). Bisher bietet das Ganze aber viel Potenzial.

      Der Zeitpunkt für eine solche Überarbeitung ist denke ich zudem recht gut gewählt, stellt sich die Üstra doch momentan mit neuen Bahnen und Bahnsteigen sowie E-Bussen neu auf.

      1. Erster ;)

        Deine Meinung zum Thema mitlesen teile ich, vorallem bei der Verwendung im Text bzw. den Schlagworten. Unserem Sohn haben wir im Namen eine Diärese spendiert Noël, deshalb fremdel ich nicht total mit dem Einsatz aber die zweisilbige Aussprache sollte man bei den Schlagworten einbeziehen um 100 Punkte vollzumachen.

        Und ein Nachtrag: Die Positionierung des Claims am Logo (siehe https://www.üstra.de) finde ich leider lieblos, die Grafik selbst ist zu unscharf im Web 2017 aber das sind Details … die Idee bleibt gut.

  3. Finde das Ergebnis auch gelungen. Das Ücon ist einprägsam und symbolisiert die Verbindung zwischen 2 Punkten, perfekt für Verkehrsbetriebe. Der Name Ücon kann sich als Werbemaßnahme sicher gut durchsetzen.

    Einzig der Einsatz über den anderen Schlagworten (mal über R, N, B, …) ist mir etwas zu willkürlich, da geht es mir wie David. Ich hätte da vielleicht die Punkte auseinader gezogen und die Linie zum Unterstreichen oder an anderer Position verwendet. Aber zur Markeneinführung des Ücon wäre dies vielleicht etwas zu viel Spielerei gewesen und würde vom eigendlichen Symbol ablenken.

    Von daher: Mit dem neuen Logo lassen sich sicher in der Zukunft noch weitere Anpassungen und Designideen gut umsetzen. Schöne Idee.

  4. Frage der Hannoverschen Allgemeinen Zeitung an eine Professorin zum Thema Neugestaltung des Logos: “Mit solchen Dingen werden große Agenturen beauftragt, die oft für viel Geld recht wenig verändern. Kann das der Azubi in der Werbeabteilung nicht auch?”

    Nicht das mich die Frage aufregt …

    1. Dass sowas von der HAZ kommt, ist absehbar und nicht weiter verwunderlich. Einfach hysterisch lachen und das Blatt weglegen ;)

      Die echte (nicht gedruckte) Antwort darauf würde mich aber schon interessieren. Wie würde man selbst auf so eine klischeehafte Frage reagieren? Hasstirade? Schallendes Gelächter? Doch der vernünftige Austausch? Anyone?

  5. Das “Manni” Plakat ist eigentlich hauptsächlich für Hannovers Studenten gedacht und eine Anspielung auf die App Jodel, in der alle Stadtbahn- und Busfahrer Manni genannt werden und “alles für die Bestzeit geben”. Von daher ist dieses Plakat sogar ziemlich witzig und macht in meinen Augen sympathisch, weil es von Humor zeugt. Man muss halt nur die Hintergründe kennen

  6. Also Hannoveranerin musste ich erstmal schlucken. Vielleicht aber auch nur der Gewohnheit wegen, da man das alte Üstra-Logo einfach kennt.

    Den Herren auf dem Manni-Plakat kenne ich sogar persönlich. Schön das nicht nur beliebige Models eingesetzt haben, sonder tatsächlich Fahrer (wenn auch einen Straßenbahnfahrer).

    Die ganze Idee hinter ist klar und gut umgesetzt. Ich glaube ich brauch aber trotzdem noch etwas Zeit um mir eine objektive Meinung zu bilden ;-)

  7. Ükon? was für eine charmante, familienfreundliche, jung und alt verbindende, vielschichtige Lösung für eine diese Aufgabe. Wegweisend. Abgefahren. Weitreichend.
    Dann aber: harte Schrift, kaum Geist in der Verwendung (warum kann das Ükon nicht UNTER den Werbeworten stehen und eine auch da ganz neue Lesart prägen – zudem es dann aussieht wie transportierende Räder, etc.). “Manche Dinge gehören einfach zu Hannover” – Ach, es ist schade.
    Toller Sirup in abgestandenem Wasser.

Kommentare sind geschlossen.

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