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Neckermann macht die linke Navigation wieder möglich

Neckermann Relaunch

Mitten in der Wirtschaftskrise launchte Quelle seinen neuen Shop. Dieser Tage wurde ein weiteres Schwergewicht unter den Onlineshops auf ein neues Design und einen neuen Aufbau umgestellt. Überraschend ist dabei: Wir sehen die Rückkehr zur linken Hauptnavigation.

Nicht alles war früher schlecht

Gerade die drei großen Onlineshops Quelle, Otto und Neckermann haben sich von je her wechselfreudig gezeigt. Aktions- und Angebotsflächen sorgen ständig für Veränderungen, wie auch an der Struktur und der Aufbereitung der Artikel und Produkte kontinuierlich gearbeitet wird. So sind diese drei Shops generell schon sehr weit vorne, wenn es um Nutzerfreundlichkeit geht. Eine gewisse Strahlkraft auf die Branche kann man ihnen nicht absprechen. Wer viel ausprobiert, macht viele Erfahrungen und kommt irgendwann möglicherweise zu der Erkenntnis, dass nicht alles schlecht war. So zumindest könnte man die Entscheidung deuten, die Hauptnavigation (Produkte) ausschließlich in den linken Bereich zu verorten. Die zweite Produktebene war schon vor dem Relaunch links angesiedelt, nun wurde auch die erste Ebene auf die linke Seite gezogen, womit sie sich einem Trend entzieht, der seit mehreren Jahren das Webdesign geprägt hat.

Navi links – warum nicht?

dt-Leser balabushka warf in den Kommentaren zum ftd Relaunch die Frage auf, weshalb eigentlich so viele Hauptnavigationen in den letzten Jahren aus dem linken Bereich nach oben gewandert sind, wo sie in Form einer horizontalen Leiste aufgehängt sind. Gute Frage. Anders als eine vertikal angelegte Navigation, stößt ein horizontaler Aufbau schnell an seine Grenzen. 960-980 Bildpunkte sind nach wie vor das Maß aller Dinge, wenn es um die Breite geht. Für Websites mit nur wenigen Hierarchieebenen und nur 5-6 Hauptnavigationspunkten stellt diese Begrenzung kein Problem dar. Nachrichtenportale wie Stern oder Spiegel Online beschränken sich auf die Abbildung von drei bzw. vier Hierarchieebenen. Wenn es, wie bei n-tv in die fünfte Ebene geht, darf ein Brotkrumenpfad nicht fehlen, ansonsten verlöre man die Übersicht. Bei noch komplexeren Strukturen hingegen, etwa wie bei Ebay (6 Ebenen) oder innerhalb von Intranet-Umgebungen großer Unternehmen, ist eine linke Menüleiste unverzichtbar. Nichts scheint also bei großen Onlineshops näher zu liegen, als auf eine linke Navigationsspalte zu setzen.

Der starke Trend hin zu einer horizontalen Navigationsleiste wurde nicht zuletzt auch durch uns Designer befeuert. Eine zentriert sitzende, zweizeilige Leiste sieht einfach schicker aus, als eine L-Lösung. Wenn die Struktur flach ist, wird das ansprechendere Design umgesetzt. Das gedrehte L zog dabei meist den kürzeren, obwohl es im Vergleich zur horizontalen Navigationsleiste flexibler befüllbar und erweiterbar ist.

Detailansicht

Es ist immer spannend sich anzuschauen, wie die großen Shops mit Fotomaterial umgehen, vor allem bei der Detailansicht. Neben Superzoom-Ansichten, in denen man jede Naht und die Beschaffenheit eines Stoffes erkennt, stechen auch 360-Grad-Module jeden Printkatalog aus, in dem man pro Produkt meist nur eine Ansicht gereicht bekommt. Das Anfassen des Artikels im Kaufhaus, können die immer umfangreicher bestückten Bildgalerien zwar nicht ersetzen, aber sie sind der maßgebliche Impuls für den Start eines Einkaufsprozesses, weshalb in diesem Sektor immer sehr viel Energie aufgebracht wird.

Detailansichten in den drei großen Shops lassen kaum noch Wünsche offen. Sie sind aufgeräumt, beinhalten ein Bewertungssystem und der wichtigsten Link auf der Seite – in den Warenkorb – ist dementsprechend hervorgehoben.

Übersichtsseiten

Neckermann bietet auf Übersichtsseiten die Möglichkeit den Inhalt als Liste oder als Galerie anzuzeigen. Das unterschiedet den Auftritt von Quelle und Otto. Während sich alle Shops in Bezug auf die Filterfunktionalität ähneln, stellt die Eingrenzung der Produkte nach Angabe einer Preisspanne ein weiteres Unterscheidungsmerkmal dar. Während Neckermann und auch Quelle auf modische Karussell-Module setzt, verzichtet Otto auf deren Implementierung.

Fazit

Ein geglückter und interessanter Relaunch, der mit einer rein links angedockten Produktnavigation überrascht und einige praktische Erweiterungen bereit hält. Dank Wegnahme der zweizeilig und horizontal angelegten Schaltflächen, erscheint der Auftritt aufgeräumter und auch ansprechender.

Dieser Beitrag hat 25 Kommentare

  1. @Hans

    Ja du hast recht. Aber wenn mich nicht alles täuscht ist doch (einer) der Gründer von Demandware einer der Vorstände von Intershop gewesen?!

    Gearbeit habe ich damit allerdings noch nicht. Wir nutzen in den allermeisten Fällen Intershop oder seit geraumer Zeit verstärkt Hybris. Demandware ist nicht unsere Baustelle ;)

  2. Richtig, das ist Stephan Schambach. Er war der Gründer von Intershop und ich glaube auch Gründer von Demandware. Und die Platform von Demanware ist auch aus der Enfinity Suite enstanden, was man noch an den isml Endungen sieht ;-)

  3. @mell:

    Ich kann dir zustimmen: Deine Beispiele finde ich schon revolutionär und einschneidend. Aber meine Frage zielte eher darauf ab, kommende Technologien zu erfahren. Nicht das, was war, sonder das, was kommt. Das interessiert mich viel mehr :-)

    Du hast ja geschrieben “oder aber wir stehen vor einer Schwelle zu einer neuen revolutionären Darstellung von Content. Und dabei meine ich nicht immer mehr Spalten…” –> Und mich hätte interessiert, was du damit eben meinst?

    Was könnte der nächste “Trend” sein, nachdem sich bald viele richten werden? Irgendwie habe ich gerade Lust darüber nachzudenken… Ich versuche bei jedem neuen Projekt auch nicht immer altes und bewährtes nutzen, ohne nachzudenken. Klar: Altes ist nicht schlecht, aber es wird auch mit der Zeit für mich als Gestalter langweilig (auch wenn’s dem Kunden gefällt).

    Begriffe wie “Glossy”, “Shinieeeeeee” und Schatten hier und Spiegelung da – Das möchte ich nicht mehr hören. Ich möchte dem Kunden gerne zeigen, dass das Web auch anders funktionieren kann. Ich finde, man muss dem Benutzer viel mehr die Möglichkeit geben, Webseiten auch “erleben” zu können. Nicht alles in Schubladen stecken, und eine “Wurtsbudenmentalität” anbieten (Ich habe Wurst 1, Wurst 2 und Wurst 3 für dich und noch Unterkategorien)… Das ist zwar formell und sauber und jeder findet sich zurecht…

    Ich aber frage mich: Kann man Websites nicht erheblich komprimieren und die Benutzer noch intuitiver lenken? Mir geht es immer um die Fokussierung auf DAS Produkt oder DIE Besonderheit meiner Kunden. Und nicht darum, dass der Kunde alle seine kleinen Unwichtigkeiten irgendwie veröffentlicht bekommt… Das kommt dann, wenn man den Benutzer sofort am Anfang richtig abholt, ganz von alleine…

    Achherrje: Jetzt schweife ich ab, aber ich wollte mal meine Gedanken mitteilen, dass ich Schubladen-Web zwar informativ, aber langweilig finde. Ich tüftle gerne an Lösungen, die beides sind… Gleichgesinnte können sich gerne melden :-)

    Gruß Dennis

  4. @Dennis
    mir war total klar auf was Deine Frage abzielte :-)
    Vieles was wir im Internet sehen ist absolut Nutzergetrieben und richtet sich nach dem wie Nutzer sich Aktuell und in der Vergangenheit verhalten.
    Nicht umsonst gibt es unzählige Usabilitytestsysteme. Ist klar das nicht viel Neues entstehen kann, denn alle Projektteilnehmer, auch der Kunde berufen sich darauf, das “es” so aussehen und funktionieren soll, weil das ja schon bewiesen wurde und der Konkurrent das auch so gemacht hat.

    Ich selbst habe nicht immer, aber oft gute Erfahrungen mit Kunden gemacht wenn es um Fokussierung auf das Alleinstellungsmerkmal eines Kundenproduktes geht. Doch das ist keine Innovation und selbst wenn wir diese Idee bis zum äussersten Treiben wird es das nicht.

    Ich erlebe in letzter Zeit, das sich viele Kunden in einem starken Nutzerumschwung-und-Weiterentwicklungsverhalten befinden und wenn absehbar ist, in welche Richtung das geht, dann werden wir wieder eine erleben. Ein Innovation.

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