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Die Zukunft gestalten, mit Open Design

Bei Mozilla, den Machern des Browsers Firefox, ist ab sofort jeder eingeladen, den zukünftigen Markenauftritt von Mozilla mitzugestalten, ganz nach dem Open-Source-Prinzip. Für viele Kreative ein Tabu-Bruch, denn bis dato gilt für sie: Design und Demokratie schließen sich aus.

Vor wenigen Tagen wurde das Projekt unter blog.mozilla.org/opendesign/ gestartet. In erster Linie erhoffen sich die Verantwortlichen, viele kreative Köpfe zum Mitwirken zu bewegen. Gleichzeitig dient ein solch medienwirksames Projekt natürlich auch der Markenbildung. Die Botschaft gleich von Beginn an: wir sind offen und transparent, wir leben das Prinzip der Partizipation.

Open-Source hat sich bei der Entwicklung digitaler Anwendungen seit fast zwei Jahrzehnten bewährt. 1998 entschied man sich bei Netscape, angesichts der zunehmenden Dominanz von Microsoft, den Quellcode des Browsers freizugeben. Hieraus entstand wenig später das Mozilla-Projekt, aus dem wiederum Firefox hervorging. Bei Mozilla wagt man nun den Schritt, auch Design zu einem frei verfügbaren Gut zu erklären, um es gemeinsam mit den Mozillians, wie die freiwillig tätigen Mitglieder der Mozilla-Community heißen, weiter zu entwickeln.

Ein solcher „Open Design“-Prozess stellt gängige Methoden im Design auf den Kopf. Denn die tradierte Auffassung vieler Designer lautet nach wie vor: „Design ist nicht demokratisch“, um exemplarisch Daimler-Chefdesigner Gorden Wagener zu zitieren (Focus.de). Freilich schwingt in dieser Aussage eine gehörige Portion Eigennutz wie auch Selbstschutz mit, wähnt man sich als Designer in eben jener (Macht)Position, aus der heraus Entscheidungen getroffen werden. Die Leute, so etwa ein Argument, müssen nicht bekommen was sie wollen, sondern was sie wirklich brauchen. Und was sie wirklich brauchen, das bestimmen … Designer? Nicht nur dies ein in der Designbranche weit verbreiteter Irrglaube, denn über die Form eines Produktes entscheidet letztendlich auf Auftraggeberseite jemand anderes.

Gesche Joost, Professorin für Designforschung an der Berliner Universität der Künste ist im Gegensatz zum Daimler-Chefdesigner davon überzeugt: „Design wird demokratisch“. Joost ist der Ansicht, dass die gesellschaftliche Vielfalt eine große schöpferische Kraft beinhaltet und wir uns diese zunutze machen sollten. Das Beispiel Open Design bei Mozilla scheint ihr recht zugeben.

Dass ein Mitmach-Design nicht unbedingt Garant für anspruchsvolle Gestaltung ist, verdeutlicht etwa das Pirate Design der Piratenpartei, vielleicht DAS Beispiel für basisdemokratisches Design. Eine Garantie für hohe Gestaltungsqualität gibt es allerdings auch bei einem klassischen Vorgehen nicht.

Ich bin sehr gespannt, wie sich die dt-Leser zum Thema Demokratie im Design äußern. Wer nur wenig Zeit für die Diskussion mitbringt, möchte sich vielleicht an der folgenden Umfrage beteiligen.

Welche Auffassung entspricht am ehesten deiner eigenen Haltung?

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Dieser Beitrag hat 21 Kommentare

  1. […] Die Ausschreibung als solche zeichnet sich durch Fairness, Transparenz und Professionalität aus. Auch die Veröffentlichung der Kommentare der Internetnutzer als PDF belegt dies. Gut so, dass die Entscheidung über das finale Logo nicht von der Öffentlichkeit, sondern von einer mit Experten besetzten Jury im Verbund mit einer Prüfungskommission getroffen wurde. Nur so kann sichergestellt werden, dass es nicht wieder, wie beim Tokyo-2020-Logo, zu Markenrechtsverletzungen kommt. Der partizipative Ansatz, Internetnutzer um ihre Meinung zu bitten, erscheint mir überaus sinnvoll, Stichwort Open Design. […]

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