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Die „menschliche Welt“ von Jörg Kachelmann, in der Designer Logos für lau entwerfen

Kachelmannwetter

Ex-Wettermoderator Jörg Kachelmann, seit Mai 2015 mit der eigenen Wetter-Plattform kachelmannwetter.com im Netz aktiv, offenbart im Rahmen einer Abstimmung auf Twitter, wie er sich das so vorstellt mit dem Honorar für Designleistungen: nur wenn die Entwürfe zusagen, wird bezahlt. Ja, von wegen!

Auf dem Twitter-Kanal Kachelmannwettr hatte man dieser Tage die eigene Community befragt, um das Logo für ein neues Produkt namens „Meteosafe“ zu ermitteln. Neben drei Entwürfen, die allesamt Varianten der gleiche Ursprungsform darstellen, einer Art sichelförmiger Wirbel, findet sich auch ein gänzlich anderer Ansatz, der von einem User als „Möge der Blitz in deine Hand einschlagen“-Zeichen beschrieben wird. Aus heiterem Himmel kam sodann ein vierter Wirbel noch dazu. Hier das Ergebnis:

Dialog auf Twitter

Meine persönlichen Eindrücke hinsichtlich der oben dargestellten Auswahl habe ich in einem Tweet formuliert.

Die Kritik wurde darauf hin von Jörg Kachelmann, der unter dem Kachelmannwettr-Account stets ohne zusätzlichem Namenskürzel schreibt, wie folgt beantwortet:

Was ein „Hämemass“ ist, ist mir nicht bekannt. Dafür weiß ich, dass Designer nicht übers Wetter schreiben. Ein Schwätzchen über den verregneten Sommer – das ja, aber das Schreiben über Inversionsschichten und Pollenflugbelastung überlassen wir gerne denen, die sich damit auskennen. Während hingegen Meteorologen sich auch schon mal an der Kreation von Logos versuchen, zumindest einige. Warum auch nicht!? Geht auch ohne Ausbildung. Ist doch keine Wissenschaft. Dann allerdings sieht es halt auch aus wie oben zu sehen. Und in dieser Einschätzung schwingt keinesfalls Häme oder Schadenfreude meinerseits mit. Wollte ich mit Häme reagieren, hätte ich geschrieben, die vorgestellten Logoideen passten doch ganz vorzüglich zum quirligen Gesamterscheinungsbild des Kachelmann’schen Wetterdienstes.

Gänzlich unpassend ist allerdings die Auffassung, die Herr Kachelmann in den darauf folgenden beiden Tweets vertritt.

Im Klartext: Herr Kachelmann möchte, dass man für ihn ein Logo entwirft, es ihm präsentiert und er es sich offen hält, ob er dafür etwas zahlt. Schon mal in einem Restaurant bei der Bestellung dem Kellner unverhohlen entgegnet, bezahlen werde man nur, wenns auch geschmeckt hat? Eher weniger. Es ist eben jenes in den Tweets dokumentierte verquere Selbstverständnis, das fragwürdige Logo-Ausschreibungen und inakzeptable Pitches entstehen lässt. Entwürfe für lau – ein Unding, und doch leider sehr verbreitet in der Kreativbranche.

Besserwessi? Nun gut. Die fehlende Political Correctness im zweiten Tweet außer Acht lassend habe ich mit dem Hinweis auf die #saynotospec-Kampagne geantwortet.

Woraufhin Jörg Kachelmann schrieb:

Angesichts der von Kachelmannwetter vertriebenen kostenpflichtigen App-Dienste entgegnete ich:

Die Reaktion von Kachelmann folgte in zwei weiteren Tweets:

In der Tat viel Unsinn, der über den Twitter-Account Kachelmannwettr in die Social-Media-Atmosphäre geblasen wird, zumal dies ein Unternehmensaccount darstellt. Der Wortwechsel mit dem Ex-Wettermoderator bringt allerdings etwas viel Wesentlicheres an die Oberfläche als ein paar Unfreundlichkeiten. Kachelmann, der die Arbeit von Meteorologenkollegen mitunter als Vollpfostenmeteorologie tituliert, steht in diesem Zusammenhang exemplarisch für so Viele.

Über die Jahre hat sich, ausgehend von der Fehleinschätzung, Designer machten gewissermaßen ihr Hobby zum Beruf und benötigten dafür im Grunde kein Honorar, gerade in der Kreativbranche eine Kultur des Abgreifens entwickelt, die insbesondere kleinere Agenturen in Existenznot bringt. Eine Parallelwelt ist entstanden. Hier die großen Netzwerkagenturen, die es sich leisten können, wie von Ausschreibenden verlangt, Entwürfe im Rahmen der unentgeltlichen Pitches vorzulegen, und dort alle anderen Kreativschaffenden, die weder zeitlich noch finanziell dazu in der Lage sind, ihre Arbeit zu verschenken. Was in dieser „menschlichen Welt“ tatsächlich noch gefehlt hat, sind Wetterexperten, die ihre Moral-Vorstellungen Designern aufdrängen.

Zum Donnerwetter! No!Spec

Dieser Beitrag hat 86 Kommentare

  1. Wer auch immer hinter dem Twitter Account steckt, so ganz helle ist derjenige nicht.

    «Lächerlicher Nonsens. Aber gut zu wissen dass ihr auch zum Metier “Designer sollen ja bloß nichts an ihrer Leistung verdienen” gehört.»

    sowie ein “no spec work” Beitrag haben dann gereicht um auf Twitter geblockt zu werden :) Ach und lustigerweise wurde mein Twitter Account gleich danach einer Überprüfung unterzogen da man mir vorwarf “gehackt” worden zu sein. Bei einem neuen Account um mich nochmal bei den Damen und Herren von @Kachelmannwettr zu melden hieß es “Dein Account wurde gesperrt” für ganze 3 Beiträge die ich als Antwort gegeben habe, entweder ist also Twitter sehr strikt, oder jemand sehr wütend :)

    Dachte ich lasse es einfach mal da, nur damit sich jeder seine eigene Meinung bilden kann (nur nicht bei Kachelmannwetter, da sind eigene Meinungen verboten).

  2. Als Außenstehender finde ichs immer ein bisschen befremdlich wie beim “no spec”-Thema immer nur schwarz oder weiß gilt. Und gerade der Maler-Vergleich hinkt so unglaublich.
    Kachelmann schreibt “In einer menschlichen Welt würde der Berufsdesigner einen Entwurf skizzieren und schreiben, was es kosten würde […]”. Entwurf. Skizzieren. Es geht nicht darum, dass jemand eine gesamte CI machen soll und dann entschieden wird, ob man die will oder nicht. Es geht darum, dass der Kunde eine Vorstellung möchte, was der Designer zu tun gedenkt, damit beiden Seiten frühzeitig klar ist, ob sie hier beide nur ihre Zeit für etwas vertrödeln, was am Ende an den Vorstellungen des Kunden vorbei geht. Vorstellungen, die – auch wenn man es sich wünscht – nie vollständig in einem Briefing abgedeckt werden.
    Sprich: Es geht um eine frühzeitige Vermittlung der Idee, um früh einen gemeinsamen Nenner zu erzielen. Wenn ich dem Maler einen Topf Farbe hinstelle, dann brauche ich über keine Idee übereinkommen, weil es schlicht keine gibt, in der man auseinander driften kann. Dort gibt es ganz klare Kriterien, was eine gute und was eine schlechte Arbeit ist.
    Wenn ich aber ins Malerei-Geschäft gehe und sage, ich möchte meine Wand grün streichen – dann möchte ich mich auch erst einmal darauf einigen, was “Grün” eigentlich ist, was man mir anbieten kann und ich möchte gerne sehen, wie dieses Grün aussieht. Weil die Vorstellung von “Grün” zwischen Kunde und Verkäufer deutlich auseinander driften könnte. Und wenn ich feststelle, dass es dort nur hässliche Grüns gibt – dann hat der Laden halt auch Pech gehabt und ich gehe woanders hin.
    Ich möchte nicht bezweifeln, dass es viele Ausschreibungen gibt, bei denen diese gratis zu leistende kreative Übereinkunft viel zu umfangreich verlangt wird. Aber grundsätzlich und in einer angemessenen Form gehört das für mich zum Verkaufsprozess dazu und das nun wahrlich nicht nur beim Designer. Beim Autohändler kannst du ne Probefahrt machen ohne dafür zu bezahlen. Weil man als Kunde ein Gefühl für das bekommen will, was man noch nicht kennt. Beim Designer ist das Blöde halt, dass es in der Natur der Sache liegt, dass nichts angeboten wird, was dem Kunden schon gut vertraut ist.

    1. Es geht darum, dass der Kunde eine Vorstellung möchte, …

      Wirklich?
      Dazu gibts die Referenzarbeiten. Dazu sind sie doch da.
      Sonst bräuchte man sie gar nicht erst veröffentlichen und auch nicht bei Interesse per PDF oder Broschüre versenden. Wozu die ganze Mühe, wtf.

      Wer Design-Referenzen nicht beurteilen kann – und das sind viele, es werden immer mehr, da immer mehr Nichtfachleute versuchen, Design einzukaufen und immer mehr Leute extrem misstrauisch sind – der hat ein Problem.
      Der kommt dann auf diese skizzierte Idee da oben.

      Ich weiß auch keine Lösung dafür, dass man Referenzarbeiten nicht mehr vertraut oder zunehmend unfähig wird, sie einzuschätzen. Dabei zeigen sie doch recht schön die Handschrift des Designers auf.

      Ich glaube nicht, dass unser Wetterfrosch es wagen würde, von Sagmeister eine “just see”-Arbeit einzufordern. Da wäre er ganz schön in was reingelaufen, das hätte K. gewusst. Das geht doch nur bei unbekannten Designern (welche nicht schlechter sein müssen).

    2. Danke Stefan, genauso war mein Gedanke zu der Geschichte auch.

      Ich finde die Kritik hier reichlich überzogen (auch als Designer), wenn man bedenkt das die Gratiskultur kritisiert wird, obwohl Herr Kachelmann explizit und im gleichen Satz von Bezahlung spricht. Auch das “skizzieren” sehe ich eher als Briefinggespräch. In 160 Zeichen lassen sich nunmal keine Diskussionen führen oder eloquente Argumentationen darlegen.

      Auch unterschlagen hier viele die Tatsache, dass Achim mit seinem ersten Tweet reichlich provokant indirekt die Kompetenz von Herrn Kachelmann in seinem Fachgebiet anzweifelt. Wer Wertschätzung für seinen Beruf einfordert, sollte diese auch für andere Fachgebiete erbringen. Grundsätzlich hätte man auch neutraler an die Sache herangehen könne, indem man beispielsweise nach dem Ursprung der Logos fragt.

      In einem Blogbeitrag den gesamten Tweet-Verlauf zusätzlich kommentiert zu posten und eine sachliche Diskussion zu erwarten finde ich gelinde gesagt etwas blauäugig.

      Ich habe eine hohe Wertschätzung für diesen Blog und die Arbeit die Achim reinsteckt, aber manchmal sollte man auch etwas selbstreflektiert auf Kritik reagieren.

      1. … dass die Gratiskultur kritisiert wird, obwohl Herr Kachelmann explizit und im gleichen Satz von Bezahlung spricht.

        Das ist leider nicht die ganze Botschaft. Ich mag Weglassen nicht sonderlich.

        Die ganze Botschaft lautete: Ich bezahle, falls es mir gefällt.

        Eine arge und arrogante Botschaft, mit Verlaub. Mir rollen sich die Fußnägel hoch. Das kann Ihnen egal sein, stattgegeben, aber mir nicht. (Wie sieht das denn aus, passe ich noch in die Socken? Tragisch.)

        Dazu noch das BGB, ja altmodisch ich weiß, wen interessiert das heute im Twitterzeitalter. (BGB ist immer noch gültig und Gerichte entscheiden so: pro Künstler/Designer) über das Prinzip der künstlerischen Freiheit im Werkvertrag:


        Der Künstler genießt im Rahmen des Vertrages eine Gestaltungsfreiheit, die seiner künstlerischen Eigenart entspricht. Es ist ihm erlaubt, in seinem Werk seiner individuellen Schöpferkraft und seinem Schöpferwillen Ausdruck zu verleihen.
        Die künstlerische Gestaltungsfreiheit birgt ein Risiko für den Besteller. Wer einen Künstler engagiert, muss sich vorher über dessen künstlerische Eigenarten und Auffassungen informieren. Ob das erbrachte Werk letztendlich tatsächlich den Geschmack des Bestellers trifft, ist unerheblich. Auch hier gilt: „Über Geschmack lässt sich nicht streiten“ – jedenfalls nicht im Nachhinein.
        Durch eine Absprache lässt sich die Gestaltungsfreiheit des Künstlers beschränken. Aber auch in diesem – engeren Rahmen – verbleiben künstlerische Freiräume; es besteht keine Verpflichtung zu „maßstabgetreuer“ Umsetzung.

        Zitat aus: https://www.nennen.de/blog/blog/date/2010/01/12/artikel/kuenstlerische-freiheit-auftritt-misslungen-mit-welchen-folgen.html

        Dieses Besteller-Risiko will man aushebeln. Das ist alles.

        1. Ich wollte gerade ausführlichst erklären, warum er das so vermutlich nicht gemeint hat und Ihr das alles nur böswillig in seine Worte reininterpretiert …

          Scheiss drauf!

          Selbst wenn er das größte Arschloch der Welt wäre und sich für kostenlose Entwürfe direkt an hunderttausend Designer gewandt hätte, um Bezahlung nur bei Gefallen anzubieten, warum nicht. Soll er doch. Niemand muss dieses Angebot annehmen. Und die, die es tun, haben ihre Gründe.

    3. Hallo Stefan,
      nein, der Vergleich mit dem Maler hinkt nicht… Es geht darum das Arbeitsleistung bezahlt wird. Gern setze ich mich vorab mit einem Auftraggeber zusammen und lasse mir erklären was genau er möchte. Dann kann ich beraten und Vorschläge machen (so wie der Maler). Das man diese Beratungsleistung in Form eines Briefings bzw. Erstgespräches kostenlos anbietet ist üblich. Meist entscheidet sich dann, ob der Auftraggeber mit einem zusammenarbeiten möchte.

      Sobald ich mich an Rechner und/oder Block setze mich gezielt mit der Aufgabenstellung auseinander setze, sollte aber bezahlt werden. Denn das ist doch der Kern unserer Arbeit.

  3. Ganz ehrlich? Es geht um genau nichts. Eine “Diskussion” bei Twitter – das ist doch lächerlich. Jeder der schon einmal versucht hat in einem Forum zu diskutieren (dort mit wesentlich mehr Raum für Worte und Sätze als bei Twitter), wird wissen wie aussichtslos Rede und Gegenrede in schriftlicher Form sind. Jedes nichtige Wort bekommt Gewicht, wird interpretiert und fehlinterpretiert…bis am Ende doch jeder nur bei seiner Meinung bleibt. Eine echte Diskussion mit Verstand und Verständnis füreinander ist frühestens (fern)akustisch möglich; im besten Fall natürlich im persönlichen Gegenüber mit Mimik und Gestik. Einen Kurznachrichtendienst zum Diskutieren über Standpunkte und Vorstellungen (über was auch immer) zu benutzen ist wissentliches Schattenboxen ohne jegliche Chance auf Erfolg. Jeder kühlt sein Mütchen, fühlt sich im Recht und je kürzer die Sätze sind, um so schärfer werden sie gegenseitig empfunden. Besonders “schön” wird es, wenn dann auch noch zwei “Alphatiere” aufeinandertreffen. Alle Mitleser haben Ihren voyeuristischen Spaß und die Protagonisten merken nicht einmal wie sehr sie sich entblößen. Ich finde das unnötig und irgendwie schade.

    1. Kann da nur zustimmen. Neben dem ein oder anderen Vorteil der modernen Kommunikationsmittel, nämlich dem schnellen und unkomplizierten Informationsaustausch, sehe ich ebenfalls die genannten Gefahren weit im Vordergrund.

      Mal davon abgesehen, dass das Thema um “Designarbeit für lau” ging, habe ich den Zusammenhang – wer nun überhaupt die genannten meteosafe-Logos entworfen hat und evtl. sein Geld nicht bekommen hat und damit ein Recht darauf hat, verärgert zu sein – nach mehrmaligem lesen nicht begriffen. Vielleicht liegts daran, dass ich nicht studiert habe.

      Halte hiervon erdenklich wenig, zumal man auch das Problem hätte schildern und diskutieren können, ohne sich öffentlich mit Namen gegenseitig auf mehreren Plattformen in den Dreck zu ziehen. Hierdurch flossen voreinegenommen persönliche Zu- oder Abneigungen den Personen gegenüber mit ein. Das alles erinnert mich an die armselige Entwicklung des Fernsehens, die man in billigen Hartz4-TV-Sendungen findet, wo die Zuschauer nur sehen wollen, wie sich Leute gegenseitig (hauptsächlich verbal) den Schädel einschlagen. – Nicht meine Welt…

    1. Liest sich zuerst entspannt und witzig, Ihre Replik.

      Doch leider ein dünn-blättriger Triumph, geboren aus der Neigung der Designer-Berufsgruppe, sich gerne elitär was vorzumachen.

      Warum?
      Der Besteller (und auch sonst noch einige) merkt doch gar nicht, dass sein “Logo” nix is.

      Wo einer nix merkt, dass er a Glump’ hot (bairisch; Übersetzung: einen Schrott bekommen hat), dann ist ihm subjektiv kein Schaden entstanden und er spürt keinen Verlust. Da hat der Kaiser sein Land verloren, sagt man da im Volksmund.

      So, auf diese Weise ist also argumentativ und humoristisch nichts gewonnen für die Designer-Illlusions-Berufsgruppe, kann sie auch noch so lustig elitär wg. geglaubtem Schaden vor sich hingrinsen. Sorry (normalerweise mag ich durchaus entspannte Antworten, aber hier trifft es nicht.)
      XD

  4. DAGEGEN: Grafiker sollten nicht für lau arbeiten, so wie es andere ja auch nicht tun. Das ist klar. Keine Diskussion ;)

    DAFÜR: Jeder sollte aber das Recht haben, Dinge selbst zu machen, wofür es einen Profi geben würde. Ob das Ergebnis dann gut oder schlecht ist, liegt dann in der eigenen Verantwortung. Denn auch wir als Grafiker haben das Recht – um auf die Beispiele hier einzugehen – selbst zu malern, backen etc. – wenn uns ein ein professionelles Erhebnis nicht wichtig ist. Und Kachelmann war eben ein professionelles Ergebnis nicht wichtig. Das ist aber seine Entscheidung – wie auch unsere, Dinge selbst zu machen.

  5. Nun, da sich die Gemüter wieder zu beruhigen scheinen, möchte ich betonen, dass von einem „gegenseitigen in den Dreck ziehen“ nicht die Rede sein kann. An keiner Stelle im Artikel – und auch sonst nicht – wurde von meiner Seite Jörg Kachelmann persönlich angegangen. Das ist nicht meine Art. Abgesehen davon habe ich überhaupt nichts gegen diesen Menschen. Ich finde es zudem wirklich klasse, dass auf Kachelmannwetter.com Wetterkarten in HD-Qualität zur Verfügung gestellt werden, zumal in der Regel sogar kostenlos. Die Optik der gesamten digitalen Präsenz von Kachelmannwetter ist halt sehr eigen, was überhaupt nicht schlimm ist. Ästhetik wird überbewertet. Nichtsdestotrotz stehe ich zu der eingangs im Artikel von mir formulierten Kritik hinsichtlich des visuellen Erscheinungsbildes dieses Angebotes.

    Mir geht es stets und einzig um die Sache: Design ist eine Leistung, die man nicht umsonst bekommt. Ich hoffe, dass das im Artikel, der auch von Nicht-Designern gelesen wird, rübergekommen ist. Die zum Teil plumpen bis trolligen Statements gegen meine Person nehme ich dabei in Kauf. So neu ist es nicht, dass nicht alle Menschen Kritik an der Sache von einem persönlichen Angriff differenzieren können. Allzu schnell geht es dabei, das zeigt auch der Verlauf dieser Diskussion, ins Persönliche. Es ist verschenkte Liebesmühe, mit Menschen über eine Sache diskutieren zu wollen, an der sie gar nicht interessiert sind. Ebenso wenig überraschend im Kontext Diskussionskultur im Netz ist die Tatsache, dass das Dampfablassen in anonymisierter Form geschieht. Ich weiß, dass ich diese Menschen mit dem Artikel nicht erreichen kann, weswegen ich auch nicht auf Twitter auf derlei Äußerungen reagiere. Insofern verfehlt der von Leser Andreas eingebrachte Kommentar das Thema völlig. Denn die Diskussion wird nur hier im dt geführt.

    Meinen Gestalterkollegen – insbesondere den angehenden – möchte ich jedoch auf den Weg geben: Lasst Euch auf Anfragen a la „Schicken Sie mal einen Entwurf und ich schaue dann ob ich Ihnen etwas zahle“ nicht ein!

    #WertschätzungDerEigenenArbeit #Haltung

    1. Ich finde es klasse, wie Sie sich für ihren Berufsstand ins Zeug legen. Das ist heutzutage nach meiner Erfahrung eine absolute Seltenheit. Viel zu oft stehen Neid und Mißgunst unter Designern im Vordergrund. Dass Sie hier den Nachwuchs schützen wollen finde ich spitzenmäßig! Bitte mehr davon.

      1. Finde es auch klasse, den Achim zu unterstützen.

        Ob es immer Neid und Missgunst ist, ist die Frage. Klar kommt die vor.

        Mir persönlich kommt es immer häufiger so vor, als ob unsere Standeskollegen aus zwei gegensätzlichen Gruppen bestünden: Den elitären ‘Ich bins!’-Designern, die ja das alles und auch die öffentliche Kontroverse nicht nötig hätten – und denen, die rudern müssen – und noch keine hilfreiche Antwort darauf gefunden haben, wie zur Zeit gesellschaftlich mit ihnen umgegangen wird: als Ausführmäuschen ducken müssen und zu glauben, die Klappe halten zu müssen, wenn König Kunde frech und überheblich wird. Dafür gibts auch noch keine Lösung. Die ewigen Bäcker-Vergleiche funktionieren ebenfalls nicht mehr. Ein Dilemma!

        Viellelicht solten Designer mal tiefer in die heutige Marketing-Misere einsteigen. (Was sind Lockangebote)
        Das geht schon in der Hochschule los.

        Ich empfehle auch Rhetorik-Training, das kann im jeweiligen, persönlichen Umfeld häufig nicht schaden. ;-) Und weniger nur “lieb” sein. Auch so eine Achillesferse, die viele Designer haben. Ich bin zum Beispiel gar nicht mehr lieb zur Verwandtschaft, wenn sie glaubt, was von mir zu brauchen. Da geht die Missachtung vor unserem Berufsstand doch oft schon los.

  6. Mal eine etwas naive Frage:

    Warum gibt es keine offizielle Designerkammer welche Mindestpreise vorschreibt? Und bei Nichteinhalten sowohl Kunde als auch Designer/Agentur “bestraft”.

    Es ist mir klar dass selbst so etwas unterlaufen werden könnte aber es wäre ein Zeichen und ein Anfang.

    Ich sehe mittlerweile leider keinen weiteren Ausweg mehr als den Gesetzgeber in die Pflicht zu rufen.

    Beispielsweise hat die Einführung des Mindestlohnes hat auch bei den Praktikanten ein Zeichen gesetzt.

    Leider kommen BWL und Rechtsgrundlagen während des Studiums oder der Ausbildung viel zu kurz. Dies betrifft auch zukünftige Existenzgründer.

    Trotz allem habe ich allerdings den Eindruck dass der Markt schlichtweg überlaufen ist. Vor allem bei Akademikern.

    Man muss seine eigene Nische finden.

    1. “Warum gibt es keine offizielle Designerkammer welche Mindestpreise vorschreibt?”

      Weil es, sobald es international zugeht, Recht und Gesetze schlicht nicht mehr gibt. Fairplay ohnehin nicht.

      Nein, das sauge ich mir nicht aus den Fingern. Ich habe mich höflich bei designcrowd erkundigt, ob die Tatsache, daß ich auf meinen Account nicht mehr zugreifen kann, vielleicht damit zu tun hat, daß ich ihnen über hundert Urheberrechtsvertöße gemeldet habe, während sie gleichzeitig die nachgewiesenermaßen dümmsten Betrüger gnadenlos abfeiern

    1. Weshalb sollen Designer dümmer als Milchbauern sein? Weil Sie Ihre Meinung nicht teilen oder was? Herr Schaffrinna setzt sich für den Designnachwuchs ein. Das ist meiner Meinung nach sinnvoller als Kollegen zu beleidigen. Sie sind doch persönlich sicherlich auch nicht allwissend auf die Welt gekommen?

      MFG

      Hobbes

    2. @ NoFree Design
      Etwas polemisch formuliert das mit den Milchbauern, stimme dem Inhalt jedoch zu.

      Milchbauern (die – vor allem die Großbauern > 300 Kühe, die immer mehr Milch produzieren und damit die Marge ständig senken, so dass Kleinbauern aufgeben müssen) haben ihren schlagkräftigen Bauernverband.

      Designer senken ebenfalls ihre Marge, indem sie immer mehr werden – wie die Fliegen. Die großen und Designaagenturen halten sich halbwegs, indem sie immer schlappere Löhne zahlen – die Kleinen müssen aufgeben.

      Designer haben im Unterschied zu Milchbauern keine schlagkräftige Lobby.

      Weil sie ja so individuell und freiheitsliebend sind. Uiuiui.

      Selbstredend auch keine Kammer (diese Diskussion hatten wir hier immer mal wieder – mit feurigen Bekenntnissen zu Freiheit und Individualität. Wenn sie bei finanziellen Themen auch so feurig wären … )

      Daher sind Designer dümmer als Milchbauern – stimmt schon.

  7. “Designer senken ebenfalls ihre Marge, indem sie immer mehr werden – wie die Fliegen.”

    Nein, das eigentliche Problem ist, daß ein künstliches Überangebot geschaffen wird, während die Nachfrage gleich bleibt.

    Stelle Dir vor, Du lebst in einer 20.000 oder 200.000-Einwohner zählenden Stadt, in der auf einmal 100.000 oder 1.000.000 Restaurants aufmachen. Wie wirkt sich das auf das Preisniveau aus?

    Und erfahrungsgemäß sind diejenigen, die daran profitieren, Kreaturen wie die Eva von 12designer, die dann angeblich nicht einmal eine Urheberrechtsverletzung erkennt, selbst wenn sie ihr ins Gesicht tritt.

    designenlassen und designcrowd bejubeln in schöner Regelmäßigkeit ihre Verbrecher, über jovoto schreibe ich besser nichts, sonst würde es doch eher unschön werden.

    “Design” unter diesen Aspekten heißt erfahrungsgemäß: Mit guter, ehrlicher Arbeit verdienst Du in vier Jahren so viel, wie die übliche crowdworkingnutte (beiderlei geschlechts) in einer Stunde.

  8. Das eigentlich Problem ist das man nun mal nichts kauft was einem nicht gefällt. Ich kauf ja auch keine Schuhe wenn sie scheisse aussehen nur weil sie halt in der Fabrik hergestellt wurden. Genauso wenig hat ein Kunde die Verpflichtung ein Logo zu bezahlen das aussieht wie ein toter Waschbär. Aus Erfahrung weis ich das die meisten Designer mehr über Design wissen als der Kunde.

    Was die meisten Designer aber nicht wissen ist wie man auf Kunden eingeht und nach ihren Vorstellungen arbeitet. Da dann doch das eigene “Wohlbefinden” wichtiger ist als Kundenwünsche. Diese ganze rumgeplärre hier hört sich für mich wie Kleinkinder an, die ihr Bild Mama zeigen und auch ja gesagt bekommen wollen: ” Das hast du fein gemacht Lurchi.”

    Wenn es nicht möglich ist durch die eigene Arbeit zu überzeugen, dann muss man sich wohl oder übel einfach mal eingestehen das da wohl etwas schief gelaufen ist. Aber es ist ja immer einfach zu sagen: “Guck mal was fürn großen Haufen ich hier gemacht hab! Gib mir Geld dafür!”

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