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Creative Europe, France, Korea …

Creative Slogan

Vor wenigen Tagen hat das Ministerium für Kultur, Sport und Tourismus der Republik Korea ein neues Logo präsentiert, um, wie es im besten Marketing-Sprech heißt, die „DNA der Republik Korea nach innen wie nach außen sichtbar zu machen“. Die neue Marke lässt allerdings jegliche Kreativität und Einzigartigkeit vermissen und entpuppt sich als ein Klon. Von einer „Nation Brand“ ist man auch in Korea noch weit entfernt.

Creative Korea

Ende letzten Jahres schrieb die Regierung Südkoreas einen Nation-Branding-Ideenwettbewerb aus (dt berichtete), mit dem Ziel, die Wahrnehmung des Landes zu verbessern. Aus den 30.999 Ideen, die insgesamt eingereicht worden sind, traten, so heißt es von Seiten der Organisatoren, die Begriffe Kreativität, Leidenschaft und Harmonie am häufigsten in Erscheinung. Kreativität sei von je her ein Grundpfeiler des Landes, so Kulturminister Kim Jongdeok. Und so lautet der neue Slogan des Landes nunmehr „Creative Korea (creative-korea.kr)“.

Die Einbeziehung der eigenen Bürger ist im Rahmen eines Nation-Branding-Prozesses eine Notwendigkeit, denn je größer die Anzahl an Befürwortern und Unterstützern desto wahrscheinlicher ist, dass eine solche aus Markensicht gedachte Identität entstehen kann. Nation Branding zielt dabei nicht nur auf einzelne Wirtschaftszweige ab, etwa den Tourismusbereich, sondern ist getragen von einem ganzheitlichen Ansatz, der die Verbesserung der Wahrnehmung der Marke nach außen wie innen zum Ziel hat und somit beispielsweise auch das Vertrauen der Bürger in das Land zu fördern beabsichtigt.

Angesichts der Vielzahl an Logos und Slogans, die auf Initiative staatlicher Stellen in den letzten Jahren entstanden sind, wirkt Korea wie ein öffentliches Markenversuchslabor. Ideenwettbewerbe gab es viele, nur machen eine Reihe an Slogans und Logos noch lange kein Nation Branding. 2002 ließ man sich den Slogan „Dynamic Korea“ einfallen. 2007 folgte mit „Korea Sparkling“ eine neue Tourismusmarke. Nur drei Jahre später wurde diese von „Korea Be Inspired“ abgelöst. Seit 2014 hofft man nun mit „Imagine Your Korea“ die Attraktivität des Landes steigern zu können, mit dem Ziel, mehr Touristen ins Land zu locken. „Creative Korea“ ist wiederum als Nachfolgemarke für „Dynamic Korea“ gedacht. „Imagine Your Korea“ soll als Tourismusmarke erhalten bleiben.

An Ideen mangelt es den Verantwortlichen auf Regierungsseite jedenfalls nicht. Was fehlt, ist eine erkennbare Strategie. Eine Strategie, wie sie für einen Nation-Branding-Prozess unabdingbar ist. Denn ähnlich wie bei großen Unternehmen, die für die Steuerung ihrer Marke eigene Brand-Abteilungen halten, erfordert auch eine Nation Brand die fortlaufende Markenpflege von zentraler Stelle. Es gibt Stimmen in Korea, die den von der Regierung initiierten Ideenwettbewerb als reinen Populismus bezeichnen. Ich würde die Maßnahmen als eine Mischung aus gutem Willen und Aktionismus umschreiben.

Creative Korea Logo

Creative France

Abgesehen davon ist der Slogan „Creative Korea“ nicht eben kreativ, denn bereits Anfang 2016 wurde die Marke „Créative France (creative.businessfrance.fr)“ lanciert. Mit der Initiative des französischen Wirtschaftsministeriums möchte man Frankreich als attraktiven Investitions- und Wirtschaftsstandort im Ausland positionieren. Im Gegensatz zu der zugegebenermaßen noch sehr jungen Marke „Creative Korea“ ist es den Franzosen in den vergangenen Monaten gelungen, einen stimmigen Markenauftritt auf die Beine zu stellen.

Creative France Logo

https://youtu.be/eG0YgqoibFE

Creative Europe

Zu guter Letzt sei das Creative Europe Network der Europäischen Kommission erwähnt, das unter dem Motto „Creative Europe“ (PDF) bereits seit über 25 Jahren Projekte aus der Kreativwirtschaft fördert. Gut möglich, dass die von der koreanischen Regierung einbestellte Jury bei der Sichtung von knapp 31.000 Ideen das Naheliegende, in diesem Fall der Blick über die Landesgrenze hinweg, aus dem Sichtfeld verloren hat.

Kreativität ist nun einmal kein Alleinstellungsmerkmal. Jeder Mensch ist kreativ, so die vom US-amerikanischen Psychologen Joy Paul Guilford Anfang der 1950er Jahre aufgestellte These. Folgt man Guilfords Auffassung, wonach derjenige kreativ ist, der auf eine neugedachte effektive Weise, ein Problem zu lösen imstande ist, so würde ich in Bezug auf den von koreanischer Regierungsseite erschaffenen Markenkosmus resümieren, dass dieser eher neue Probleme schafft. Nicht nur die fehlende Kontinuität innerhalb der Markenführung ist ein Problem, auch das Nebeneinander mehrerer Nation Brands ist kontraproduktiv, da diese zum Teil unterschiedliche Botschaften senden. Denn in Summe ist nicht klar, wofür Korea nun wirklich steht und wie die Identität des Landes als Marke aussieht. Mal schauen, was in fünf, sechs Jahren aus „Creative Korea“ entstanden ist. Denn klar ist, Nation Branding braucht Zeit.

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Dieser Beitrag hat 2 Kommentare

  1. Kann es überhaupt eine einheitliche, übergreifende “Nation Brand” geben? Bzw. ist dies sinnvoll? Denn mit Tourismus und Wirtschaft sind schon mal zwei unterschiedliche Kreise angesprochen.

    Das Problem gibt es auf lokaler Ebene bspw. hier in Köln:
    > “Dachmarke” Köln
    > “Marke” KölnTourismus
    > Branding der Stadtverwaltung
    > seit März 2014 auch noch diese neue Marke, initiiert von der Wirtschaftsdezernentin (muss mir deinen Artikel hierzu nochmal durchlesen)
    Vgl. hierzu auch noch mal meinen Kommentar v. 2. November 2010, 15:03: https://www.designtagebuch.de/stadtportale-die-schoenste-stadt-deutschlands-teil-5-fazit-und-gesamtergebnis/#comment-210406

    Ich lese deinen Blog ja jetzt schon sehr lange (vermutlich von Anfang an). Und immer wieder appellierst du, dass solche Stadt-, Regional- oder Nationalmarken einem einheitlichen Design folgen sollten. Aber immer wieder kommen die entsprechenden Gremien (die ja zum Teil auch aus Experten der Designbranche bestehen, wenn ich nicht irre) zu dem Ergebnis, dass unterschiedliche Designsprachen für die verschiedenen Zielgruppen zielführender, zielgruppengerechter sind.

    Mit all den Jahren an Erfahrung(en): Ist es wirklich sinnvoll, ein einheitliches Branding für alle Zielgruppen einzuführen? Und wenn ja, oder zumindest halb: Wie wäre es möglich, eine gewisse Grundstruktur (über eine Art Dachmarke) einzuführen, mit der die Zielgruppenmarken (und ich schließe hier jetzt mal die Verwaltungs-/Regierungsmarken mit ein) aber dennoch eine gewisse Eigenständigkeit behalten können?

    Grüße aus Köln
    Rapha

  2. Was auch immer man von dem Logo halten mag: Immerhin ist Kulturminister Kim Jongdeok selbst ein erfahrener Designer, er war zudem langjähriger Dekan an der Hongik-Universität in Seoul – und ist damit jemand, der seinen Lebensunterhalt selbst lange in der Branche verdient hat, die er nun repräsentiert. Solche Kompetenz und Erdung würde ich mir hierzulande auch wünschen. Was wie ein Plagiat wirkt, kann durchaus als Kompliment verstanden werden – oder als Kampfansage: Ich vermute, dass die gestalterischen und technologischen Leistungen aus Südkorea die Beispiele aus der französischen Kampagne schon jetzt übertrumpfen werden …

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