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Braunschweiger Eintracht besinnt sich auf traditionelle Werte und kehrt zurück zu einem runden Wappen

Eintracht Braunschweig Wappen

Zur kommenden Saison 2012/2013 erhält der Braunschweiger Turn- und Sportverein Eintracht von 1895 e. V., so der vollständige Name des Vereins, ein neues Vereinswappen. Auch die Eintracht Braunschweig GmbH & Co KGaA wird sich zukünftig mit dem neuen Wappen, das sich an eine 117-jährige Historie des Vereins anlehnt, in der Außendarstellung präsentieren. Dem Redesign und der Umstellung vorausgegangen ist ein langjähriger Prozesse, beim dem auch die eigenen Fans involviert worden sind.

„Wir setzen mit der Rückkehr zum runden Wappen ein Zeichen, dass wir uns unserer Tradition bewusst sind und gleichzeitig in eine erfolgreiche und moderne Zukunft des Vereins blicken. Dabei war uns während des Gestaltungsprozesses die Auseinandersetzung und Diskussion mit den Fans und Mitgliedern besonders wichtig. Das Ergebnis kann sich meiner Meinung nach absolut sehen lassen“, so Rainer Ottinger, 1. Vizepräsident des Gesamtvereins und Mitglied des Aufsichtsrats der GmbH.

Hintergrund: Vielen Fans und Vereinsmitgliedern war das 1987 eingeführte Rauten-Logo von je her Sinnbild für den Abstieg und die Zweitklassigkeit. Und so wurde im Rahmen der Jahreshauptversammlung am 5. Dezember 2011 mit einer knappen Mehrheit von 55 Prozent der Mitglieder entschieden, sich zukünftig wieder mit einem runden Wappen darzustellen.

Die Geschichte des Vereinswappens ist wechselvoll, wie die folgende Darstellung zeigt. Erstellt wurde diese vom FanRat Braunschweig. In bemerkenswerter Weise haben dessen Mitglieder die Geschichte des Wappens aufbereitet. Ein sehr lesenswerter Artikel, der das Wappen, seine Formen, den Löwen wie auch zeitweise den Hirschen in allen Facetten thematisiert. Es gibt auch ein zugehöriges PDF.

Historie des Wappens der Braunschweiger Eintracht

Der Verein bezeichnet den Wechsel mit „zurück zum Traditionswappen“, was insofern unscharf formuliert ist, weil der Eindruck entsteht, es handele sich dabei um eine Rückkehr zu einem Wappen, das in exakt dieser Form schon einmal existiert hat, was jedoch nicht der Fall ist. Richtig ist, dass das neue Wappen Farben und Formen verwendet, die in der Vergangenheit mehrmals schon zum Einsatz kamen. Ein runder blau-gelber Schild (Normannenschild), in dem ein weißer Dreiecksschild, samt rotem Löwen enthalten ist. Bei dem nun vorgestellten Wappen handelt es sich jedoch um eine Neuinterpretation, für die die Agentur gingco.net aus Braunschweig verantwortlich zeichnet.

Bei der Farbwahl, der Form des weißen inneren Schildes und etwa der Form des Löwen hat man sich also an bisher verwendeten Wappen und Logos sowie an der Heraldik als reglementierende Formensprache orientiert, um daraus gewissermaßen eine „neuzeitliche Ideallösung“ zu schaffen. „Ideal“ meint in erster Linie die, aus Sicht der im Prozess Beteiligten, bestmöglich den Verein verkörpernde Form. Die visuellen Aspekte spielen ebenso eine Rolle, getrieben wurde und wird der Umstellungsprozess jedoch von einer an den Verein geknüpften Wertvorstellung, traditionelle Werte sind dies zumeist.

Eintracht Braunschweig Wappen

Ganz bewusst wollte man sich zudem von norddeutschen Vereinen wie dem VfL Wolfsburg, dem Hamburger SV und Hannover 96 distanzieren. Alle drei Vereine verwenden kein Wappen, sondern ein Logo, das also keine heraldischen Merkmale aufweist. Die Entscheidung für ein Wappen erfolgt nicht aus formalästhetischen Gesichtspunkten, sondern folgt dem Wunsch nach einem deutlichen Unterscheidungsmerkmal.

Trotz intensivster Auseinandersetzung der Beteiligten mit der Heraldik steht am Ende des Prozesses nun ein Wappen, dass nicht zu 100 Prozent heraldischen Gestaltungsregeln folgt. Diese verbieten nämlich die Verwendung von Farbverläufen. Die meisten Fans wird dies sicherlich nicht kümmern. Sie haben ihr rundes Vereinswappen zurück, das sie nun wieder mit Stolz auf ihr Auto kleben und auf die Jacke sticken können. Bereits ab April stehen Fan-Artikel zum Verkauf. Die Fußballprofis werden erstmalig am 6. Mai 2012 im Spiel gegen den FC Ingolstadt 04 mit dem neuen sogenannten Traditionswappen auflaufen.

Dieser Beitrag hat 30 Kommentare

  1. Schön das die Fans in solch eine Identitätsfrage mit einbezogen wurden. Die Verläufe in Gelb und Blau sind zwar nicht so mein Ding, das Endresultat kann sich aber sehen lassen. Liebe Grüße.

  2. An sich eine schöne Lösung. Die veschiedene “Gloom” und “Gloss”-Effekte sind Geschmackssache – und im Textildruck sicher nicht ganz einfach umzusetzen. Ich hätte diese vermieden – und stattdessen Farben definiert, die Ähnliches leisten – zumindest im Zusammenspiel.
    Im Rahmen des Fussballs auf Tradition zu setzen ist einerseits ein Trend, der auch insgesamt bei verschiedenen Unternehmen zu beobachten ist – insofern handeln die Verantwortlichen zeitgemäß. Andererseits ist dagegen ja auch insofern nichts einzuwenden, als die meisten, recht mühsamen Modernisierungsversuche zu Ergebnissen führen, die mit Sport, Vereinsgeschichte oder Vereinswerten an sich nicht viel gemein haben. Siehe z.B. die verschiedenen Modernisierungen des Wolfsburger Wappens.
    Ein schönes Beispiel, wie man auch als kleinerer Verein Gutes auf diesem Gebiet leistet, ist St. Pauli. Kreativ, traditionsbewusst und immer kultig. Vereinstradition, Gestaltung und Wortwitz spielen sich hier aufs Schönste in die Karten.
    Ich bin mir nicht sicher, ob dieses etwas zeitgeistig “leuchtende” Logo der Braunschweiger Ähnliches zu leisten im Stande ist – oder ob es einfach “nur” schön aussieht.

  3. Uiuiuiiii… die Verläufe und Farbtöne sind ja schon einige Jahre “state of the art” bei den Drucksachen der (hiesigen) Eintracht. Das Stilmittel ins Vereinswappen einfließen zu lassen erscheint mir gewagt. Außer den beiden Formen Kreis und “Schild” finde ich die Bezeichnung “Rückbesinnung” angesichts der zahlreichen Varianten bei Farb- und Formgebung ein wohlwollend zur Kenntnis zu nehmendes Verkaufsargument. Schrift im Logo / Wappen in Zeitalter der Mediendigitalisierung auch hinterfragenswert.

    Aber wenns den Fans gefällt, darf ja bekanntermaßen (siehe 1. FCK) das Handwerkliche / Ästhetische auch mal aus dem Fokus genommen werden ;-)

    Friederike

  4. @Rob, Tradition wird in Braunschweig allegemein und bei der Eintracht insbesondere groß geschrieben. Wobei (mir jedenfalls) das eher wie Weiterreichung der Asche, denn Vererbung der Flamme anmutet. Was bleibt aber auch anderes übrig, wenn die Deutsche Meisterschaft schon 45 Jahre zurückliegt, der Verein seitdem wirtschaftlich schon mehrfach am Rand des Abgrunds stand, den Sprung aus der Oberliga in die dritte auf den letzten Drücker geschafft hat und erst in der laufenden Entwicklung ein dauerhaft anmutender Trend “nach oben” zu erahnen ist? Eigentlich schade, wenn ich es so be-schreibe, dass dieses Pflänzchen Zukunft ausgerechnet jetzt in den Schatten der Tradition gestellt wird.

    Internette Grüße
    Friederike

  5. Vorher war es deutlich spannender und besser umgesetzt – wenn man mal die Tradition außen vor lässt. Ja, der Löwenkopf und Zunge waren seltsam. Beim neuen/traditionellen sind zu viele Details drin. Die weiße Kreis-Kontur stört mich und es sind zu viele Buchstaben, die zu einer Suppe verschwimmen und auch Univers ist jetzt nicht die beste Wahl. Hätte man nicht auf die Vereinsbezeichnung im neuen Wappen verzichten können? Verläufe sind bestimmt nicht im offiziellen Wappen drin.

  6. Leider erweckt der Kreis (vielleicht durch die Wappen-Form und den gelben Verlauf innen?) den Eindruck, als sei er leicht gestaucht oder hätte ein Ei… Oder liegt es an mir? ;-)

  7. Das ist ausnahmweise mal so nachvollziehbar und logisch, dass es sich einer kontroversen Betrachtung entzieht. Die Verläufe sind auch irgendwie wurscht. Im Stick oder als Klebefolie ist es dann eben ohne Verlauf; die Verläufe sind so unwesentlich, dass es mit und ohne nebeneinander funktioniert.

  8. @Anna
    Tatsächlich hatte ich bei flüchtiger Betrachtung den gleichen Eindruck. Klarer Fall von Knick in der Optik, dachte ich. Offenbar entsteht der gestauchte Eindruck aufgrund der weißen Innenfläche, die die Form scheinbar zusammenzieht. Vielleicht auch nur im direkten Nebeneinander mit der gestreckt wirkenden Rautenform.

  9. Es ist auf jeden Fall “Wappiger”, :-) Allerdings wirkt das Wappen in der Mitte wie ein Fremdkörper, da es gar keinen Verlauf hat im Vergleich zu den anderen Flächen … . Das erste von 1895 ist tatsächlich das beste … .

  10. Das mit dem runden Wappen scheint den Braunschweigern ja sehr am Herzen zu liegen. War da diese Saison einmal zu Gast in Braunschweig, weil der Gästeblock ‘meiner’ Mannschaft ausverkauft war und da wurde ich extra drauf hingewiesen, wie kacke die Raute ist. Obwohl es mich null interessiert :D

    Auf mich wirkt es auch etwas gestaucht. Ansonsten ein Fußball-Wappen halt. Schrift kommt in fett+schmal etwas brachial daher, alles etwas beengt (die Schrift trägt einen Großteil dazu bei), Farbverläufe hätte man drauf verzichten können. Aber der Löwe ist schön, eine ganze Ecke aggressiver als vorher, passt gut, die Braunschweiger werden zufrieden sein.

  11. Sehr schön! Ich finde das Wappen wirklich sehr gelungen! Die Farbverläufe hätte ich zwar auch weggelassen, aber wie oben schon erwähnt, fallen diese ja bei Stick/Folien weg. Insofern eine klasse Aktion des Vereins. Vielleicht besinnt man sich in Wolfsburg ja auch wieder auf das W mit den Zinnen…

  12. Tradition hin oder her, die Buchstabensuppe im Panier hätte ich mir erspart, die Verläufe erst recht. Aber unterm Strich schöner als die Raute.

  13. Es gibt auf der Internetseite des Vereins auch die verlauflose Variante. Das Rautenlogo wird auf der deren Internetseite auch stets als Verlaufsversion gezeigt, obwohl jeder das Logo in verlaufsloser Variante kennt. Demnach gehe ich davon aus, das offiziell die Verläufe weggelassen werden.

  14. Irgendwie wirkt der Kreis unrund durch das Wappen darin. Also unrund im sinne von nicht Kreisrund. Als ob der Kreis nen Bierbauch hätte.

    Kommt das nur mir so vor?

  15. Im PDF wird lang und breit dargelegt, warum ein weißes wappenschild auf gelbem grund heraldisch “verboten” und zu kontrastarm ist – und jetzt wird genau der fehler im neuen wappenlogo wieder gemacht?
    Die weiße wappenform müsste umrandet werden, um sie besser vom gelben hintergrund abzusetzen, wie in manchen der früheren varianten.

  16. Das neue Logo ist aufgrund der optischen Täuschung eher unvorteilhaft – aber der Ansatz ist gut. Verläufe kann man sich bei der Logo-Gestaltung auch sparen, aber selbst Jaguar scheint auf Chrome-Look und Verläufe zu stehen. Früher oder später geht es wieder in die andere Richtung – back to basics.

  17. Wie hier schon korrekt bemerkt wurde, sind Verläufe und Schilde ohne Outline in der Heraldik ein absolutes No-Go. Auch bin ich der Meinung, dass die Gestaltung von 1920, also die Urform des jetzigen Wappens, grafisch deutlich souveräner daher kommt. Durch den gestreckten, gotischen Dreiecksschild wirkt die Form (wie hier zu Recht bemängelt) nicht “eierig” und die Laufweite der Typo ist dort ebenfalls souveräner. Dazu kommt dann noch die nicht korrekte Heraldik.
    So viel zu den kritischen Anmerkungen.

    Positiv muss man den Löwen sehen, der sich in weiten Teilen an das alte Wappen der Stadt anlehnt. Hier ist den Agentur ein guter Wurf gelungen, der aber freilich den bauchigen Dreiecksschild mit den oben genannten Problemen erfordert.
    Das allerdings betont die traditionellen Werte der Stadt und des Freistaats/Herzogtums sehr deutlich. In diesen Kontext gehört die Eintracht nicht nur wegen der Trikotfarbe sondern auch im Selbstverständnis der Braunschweiger und des Braunschweiger Landes. Die Gestaltung hat also durchaus auch eine gewisse politische Dimension im Kontext von Niedersachsen. Die Abgrenzung fokusiert sich somit nicht nur auf die gestalterische Frage ob Logo oder Wappen.

    In der Summe muss man aber wissen, dass sich an diesem Wappen zwei unversöhnliche Fronten rund um Eintracht gegenüberstanden. Einerseits die Fraktion, die in den letzten 30 Jahren das Sagen hatte und am Ende für die 3.Klassigkeit steht. Und auf der anderen Seite die Fraktion des Aufbruchs, die den Verein derzeit vollkommen neu aufstellt, sich aber der traditionellen Werte bewusst ist. Im Verein selber hat die Fraktion des Aufbruchs eine Mehrheit von 55% : 45% und in der Fan-Szene von etwa 90% : 10%. In sportlichen, vereinspolitischen und kulturellen/CI Fragen stehen sich beide Fraktionen seit Jahrzehnten sehr streitbar gegenüber. In diesem Kontext muss man dann auch die Neugestaltung sehen. Sie stellt auch den Versuch dar möglichst viele Menschen im und um den Verein mitzunehmen.
    Daher kann man bei den Befürwortern des runden Wappens feststellen, dass es ihnen erst mal ganz grundsätzlich wichtig war überhaupt auf das historische Wappen zurückzukommen, denn der Kampf um selbiges dauerte letztendlich 25 Jahre. Da sind dann Detailfragen aus ganz pragmatischen Gründen vorerst zweitrangig.

    Eintracht Braunschweig ist im Gegensatz zu St.Pauli eben ein Volksverein und kein Nischenverein. Mit allen Vor- und Nachteilen. Ein Vergleich verbietet sich daher. Und ob St.Pauli wirklich noch “Kult” ist, kann man bei deren brachialer Totalvermarktung auch mal gesondert diskutieren.

  18. Interessant wie an einer Stelle über selbst kleinste Abweichungen und Interpretationen eines neuen vs. eines alten Logos diskutiert wird, mit viel Gespür für Details, ihre grafische Umsetzung nebst ihrer optischen Wirkung.

    Anderswo fällt es offenbar nichtmal auf wenn ein Vereinswappen komplett verhunzt und ein im grunde eindeutiges Wappentier verstümmelt wird :-)

    Siehe den Fall des Chemnitzer FC ^^
    https://berlinderby.blog.de/2012/03/20/chemnitzer-fc-logo-internet-verlor-scheinbar-niemanden-interessiert-13221200/

  19. Es kommt drauf an, aus welcher Sicht man das ganze betrachtet. Als Fan des Vereins sieht man das ganze vielleicht etwas anders. Da ist ein bestimmtes Logo/Wappen vielleicht verhasst, weil man eine negative Zeit damit verbindet.

    Als Nicht-Fan gefällt mir die Raute besser. Das runde Wappen sieht zu “gewöhnlich” aus. Zig Vereine haben so ein rundes Wappen/Logo. Die Raute ist schon seltener. Das alte Logo hatte für mich einen hohen Wiederekennungswert. Das neue runde mit dem Buchstabensalat wirkt langweilig. Das Auge ist einfach überfordert mit U., -, E.V., sieht einfach alles zu sehr nach Dorf-Turnverein mit 60 Mitgliedern aus. Ich hätte vielleicht den blauen Rand etwas dicker gemacht und den Text etwas gekürzt, oben Eintracht, unten Braunschweig, und unter den Kreis ein kleines 1895, etwa so wie beim alten Starbucks-Logo.

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