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Berliner Zeitung frischt Onlineausgabe auf

Die Onlineausgabe der Berliner Zeitung wurde aufpoliert. Die Startseite, die sieben Themenseiten sowie die Detailseiten aktueller Meldungen erscheinen nun zweispaltig. Artikel aus dem Archiv erhalten zusätzlich eine dritte Spalte im linken Bereich. Navigiert wird über die nun horizontal angeordnete Hauptnavigation, die in Bezug auf die inhaltliche Tiefe überraschend flach daher kommt. Selbst wenn das Archiv tausende von Seiten umfassen mag, der Erstbesucher könnte nach drei/vier Klicks den Eindruck gewonnen haben, dass es sich bei diesem Nachrichtenportal eher um eine kleinen Auftritt handelt. Navigationen ohne Unterpunkte suggerieren dies ganz einfach.

Wo bin ich?

Irgendwie passt zu diesem Eindruck, dass die URL berliner-zeitung.de lediglich als Weiterleitung auf berlinonline.de fungiert. Aus Markensicht ist solch eine Weiterleitung eine ziemliche Degradierung für den auf diese Weise übergangenen Namen. Warum ändert man die URL und führt im Header hingegen das Logo der Berliner Zeitung? Hier hakt es deutlich.

Leben mit der Kritik

Nach Meinung vieler Stammleser hakt es auch an vielen anderen Stellen. Im Beitrag (berlinonline.de), in dem man in eigener Sache auf den Relaunch eingeht, hagelt es Kritik. Von den 157 Kommentaren fanden nur ganz wenige lobende Worte. Warum ist das so? Ist der Auftritt so schlecht? Er macht doch erst einmal einen kleinen aber feinen Eindruck. Nicht spektakulär neu aber auch alles andere als „durchgefallen“, wie es einige Kommentatoren schreiben. Richtig ist, dass nicht jedem die neuen “Ticks” zusagen. Etwa ein kursiv gesetzter Buchstabe in jedem Seitentitel der Rubriken. Das ist weder raffiniert noch ein prägendes Stilelement, sondern hat eher etwas von einem Spleen. Ganz so harsch, wie es sich ließt ist die Kritik allerdings nicht. Mit Lesern, die den neuen Auftritt als „gänzlich grottig“ einstufen, und als exemplarisches Beispiel für einen ebenso grottigen Auftritt ausgerechnet den des Tagesspiegels aufführen, einem von mir sehr hoch geschätzten Nachrichtenportal, muss man halt leben, fürchte ich. Man wird es niemals allen recht machen können.

Chance für Verbesserung

Der neue Auftritt ist weder visuell herausragend noch inhaltlich einzigartig. Aber so schlecht, wie ihn seine eigenen Leser machen möchten, erscheint er mir dann aber auch wiederum nicht. Im Vergleich zum Vorgänger wirkt er aufgrund eines gestiegenen Weißanteils frischer und im Aufbau zeitgemäßer oder sagen wir lieber der “Gegenwart entsprechend”, das klingt neutraler und leistet einer Annahme keinen Vorschub ein zweispaltiger Aufbau wäre per se ein Garant für ein modernes Design. Die Mehrzahl an Kritikpunkte bezieht sich auf “vermisste” Rubriken, Links und Bereiche. “Wo finde ich dies?” oder “Ich vermisse jenes.” etc. Was sagt einem solch eine Kritik? Erst einmal ist sie insgesamt als sehr positiv zu bewerten, denn Leser bringen auf diese Weise zum Ausdruck, was ihnen wichtig ist. Wenn man hier reagiert und die Schrauben nachdreht, könnte man die Hälfte der negativen Kritik in eine positive Reaktion umwandeln. Ein weitaus eleganterer Weg als diese im Nachhinein durchgeführten Korrekturen, wäre eine vorgeschaltete BetaPhase gewesen, zu der man Leser eingeladen hätte. Dies ist oftmals die bestmögliche Art Besucher auf einen Relaunch vorzubereiten – und ganz wichtig – sie mit ins Boot zu holen. Ein Weg, den immer mehr Einrichtungen und Firmen gehen, um bereits während der Umstellung so viele Besucher wie möglich für die Sache zu gewinnen. So geschehen zuletzt bei CNN, BBC oder Welt.de, wo sowohl Laien, als auch “professionelle BetaTester” geladen wurden. Bei CNN durfte ich mich auf diese Weise zwei Wochen vor der Umstellung in der Testumgebung umschauen.

Kommunikation ist nicht alles, aber ohne Kommunikation…

Mir ist schon des öfteren aufgefallen, dass im Zusammenhang mit einem scheinbaren Verriss einer Site die Defizite in Bezug auf Technik, Design und Inhalt eher marginal erschienen, die Versäumnisse in Sachen Kommunikationsstrategie allerdings umso größer gewesen sind. Das Offen-im-Vorfeld-darüber-Reden ist meist besser, als ein im Nachhinein-alles-Schönreden. Keiner mag es, wenn er vor vollendete Tatsachen gestellt wird. Schon gar nicht ein Publikum, das gezielt im Netz nach Informationen sucht.

  • Artikel: Neuer Online-Auftritt | berliner-zeitung.de

via schulte-web.com

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