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Antwort auf das offene Schreiben an die FH Trier

Soeben erhielt ich von Prof. Dr. Jörg Wallmeier, Präsident der FH Trier, die Antwort auf mein Offenes Schreiben an die Hochschulleitung der FH Trier. Ich möchte die Antwort gerne an dieser Stelle ebenso öffentlich machen wie mein Schreiben.

* * *

Wettbewerb auf 12designer.com Ihre Anfrage vom 18.05.2012

Sehr geehrter Herr Schaffrinna,

vielen Dank für Ihre Anfrage vom 18.05.2012, die ich erst heute beantworten kann, weil das Projekt nicht direkt meinem Verantwortungsbereich zugeordnet ist, und ich erst Informationen der Beteiligten einholen musste.

Bei dem Projekt handelt es sich um den Versuch, für eine Zwischenphase bis zur endgültigen Festlegung von Erscheinungsbild, Wappen und Siegel unter dem neuen Hochschulnamen Ideen zu erhalten, die eine Beschlussfassung der Gremien unterstützen.

Für eine solche „Voruntersuchung“ stehen an einer Fachhochschule auch nur geringe Mittel zur Verfügung. Erst nach einer positiven Entscheidung der Gremien werden wir die Möglichkeit haben, um ein Projekt zu Markbedingungen zu beauftragen.

Zu Ihren konkreten Fragen:

Zu 1) Bereits vor dem Start der von Ihnen kritisierten Ausschreibung wurde daher ein hausinterner Wettbewerb ausgeschrieben, der sich an die Studierenden der Hochschule richtet, diejenigen der Fachrichtungen des Kommunikations- und Mediendesigns inbegriffen. Die Ankündigung dieses Wettbewerbs ist seit dem 14.05.12 öffentlich auf unserer Website einsehbar.

Wegen des befürchteten niedrigen Rücklaufs auf während der Vorlesungszeit laufende studentische Wettbewerbe wurde eine weitere Ausschreibung als sinnvoll erachtet.

Die gewählte Plattform 12designer.com und ihr Ruf waren der Hochschulleitung nicht bekannt, sondern wurden von Vertretern der betreffenden Fachrichtung vorgeschlagen.

Zu 2) Studienprojekte sind an den Semesterturnus gebunden; die Projektplanung konnte leider nicht mit diesem abgestimmt werden. Um den Studierenden dennoch eine erste Partizipationsmöglichkeit zu eröffnen, wurde der hausinterne studentische Wettbewerb ausgeschrieben. Gegen eine extra-curriculare Durchführung des Projekts unter Begleitung von Lehrenden sprach zudem die aktuelle, erhebliche Zusatzbelastung des Kollegiums aufgrund der Reakkreditierung aller Studiengänge des Fachbereichs Gestaltung.

Eine hochschulinterne Durchführung des Redesigns (nicht mit dem Inhalt des Wettbewerbs zu verwechseln) kann ein mitunter langwieriger Prozess sein.
Daher neigt die Hochschulleitung zur Zeit dazu, externe Experten aus der Wirtschaft in einem zweiphasigen Projektablauf mit der Entwicklung und technischen Umsetzung des Designs zu beauftragen.

Zu 3) Dem liegt offenbar ein Missverständnis über das Gesamtvorhaben des Redesigns und Relaunchs einerseits und dem Inhalt des Wettbewerbs andererseits zugrunde. Wie Sie dem von Ihnen auf Ihrem Blog reproduzierten „Briefing“ zu beiden Wettbewerben hätten entnehmen können, wird der Relaunch der Hochschulauftritts in einem mehrstufigen Verfahren durchgeführt („Mit diesem Wettbewerb wird in einer ersten Phase ein möglichst breites Spektrum an Vorschlägen für die visuelle Gestaltung eingeholt. Die Gewinnerentwürfe dienen in einer zweiten Phase als Richtungsgeber für die vollständige gestalterische Ausarbeitung und technische Umsetzung.“).

Die laufenden Wettbewerbe dienen also lediglich der Vorbereitung der zweiten, umfassenderen Ausschreibung. In der Überarbeitung der Ausschreibungen am 21.05.12 wurden diese Hinweise ausgeführt, um weiteren Missverständnissen vorzubeugen: „Für die öffentliche Ausschreibung der zweiten Phase wird ein umfangreiches Pflichtenheft ausgegeben werden, das Vorgaben zur Umstrukturierung der Informationsarchitektur, des Interaktions- und Interfacedesigns, der technischen Umsetzung und des Migrationskonzepts enthält. Um die diesbezügliche Informationslage hinsichtlich der visuellen Gestaltung zu ergänzen, wurden die aktuellen Wettbewerbe gestartet. Einreichungen visualisieren auf dem Wettbewerb angemessenem Ausarbeitungsniveau erste Ideen für die grafische Gestaltung der angeführten Seiten. Es wird nicht erwartet, dass umsetzungsreife Vorlagen eingereicht werden, die die Komplexität des Gesamtvorhabens berücksichtigen. Inwieweit die Gewinnerbeiträge in der weiteren Ausarbeitung tatsächliche Berücksichtigung finden können, ist daher offen.“ Dies ist übrigens ein Verfahren, das im Bereich Architektur häufig Anwendung findet.

Zu 4) Wie erläutert, hat die Hochschule mit beiden Wettbewerben Anreize für Studierende geschaffen, sich anwendungsorientiert zu engagieren; zudem wird die Hochschule mit der öffentlichen Ausschreibung der zweiten Phase erhebliche Mittel in die Kreativwirtschaft investieren.

Die Fachhochschule Trier hat zu keinem Zeitpunkt beabsichtigt, die Leistungen ihrer Studierenden und Lehrenden oder der freiberuflich Tätigen im Bereich Mediendesign gering zu schätzen oder ein Preisdumping zu fördern. Ganz im Gegenteil, durch eine überzeugende Ideensammlung wollen wir auch die Mehrheit der gestaltungsfernen Hochschulmitglieder überzeugen, angemessene Honorare für eine hochwertige gestalterische Leistung bereitzustellen.

Ich glaube, dies entspricht auch Ihrem Anliegen.

Ich bitte zu entschuldigen, wenn ein gegenteiliger Eindruck durch die Wahl der Veröffentlichungsplattform entstanden ist.

Mit freundlichen Grüßen
Prof. Dr. Wallmeier

* * *

Ich habe Herrn Wallmeier heute darauf per E-Mail geantwortet:

* * *

Sehr geehrter Herr Wallmeier,

herzlichen Dank für Ihre Antwort und für die Vorabübermittlung des Schreibens als PDF.

Da das von mir am 18. Mai verfasste “Offene Schreiben”, wie es der Titel schon verrät, öffentlich war und es auch weiterhin ist, möchte ich natürlich auch Ihre Antwort in ungekürzter Form auf designtagebuch.de veröffentlichen. Gleich im Anschluss an diese E-Mail, werde ich einen entsprechenden Artikel anlegen.

Ein für Alle sichtbares und wünschenswertes Signal wäre es meines Erachtens gewesen, wenn Sie die Ausschreibung auf 12designer.com zurückgenommen bzw. eingestellt hätten. Die Chance hierzu besteht nach wie vor. Sie schreiben zwar, dass Sie keinesfalls Preisdumping fördern möchten, das Festhalten an der Ausschreibung eines Projektes auf einem Design-Crowdsourcing-Portal spricht jedoch gegen diese Aussage.

Ich freue mich, dass die FH Trier in einer zweiten Phase beabsichtigt, auf Fachkräfte aus der Kreativwirtschaft zuzugehen, damit diese in Zusammenarbeit mit Ihrem Haus, den Relaunch des Webauftritts realisiert.

Wie ich zudem Ihrem Schreiben entnehmen kann, wird auch die Überarbeitung des gesamten Erscheinungsbildes angestrebt. Design-Crowdsourcing, ich denke, das habe ich eingehend zum Ausdruck bringen können, scheint mir in diesem Zusammenhang der falsche Ansatz.

Bei der visuellen Neuausrichtung Ihrer Hochschuleinrichtung wünsche ich Ihnen und den projektbegleitenden Personen, allen voran den Kreativen, gutes Gelingen.

Mit freundlichen Grüßen
Achim Schaffrinna

Dieser Beitrag hat 45 Kommentare

  1. @Christopher
    Klar ist hier nur, dass die Hochschulleitung keinen blassen Schimmer davon hat, wer und was die FH Trier ist, wofür sie steht, was sie ausmacht und wie sie nach Innen wie nach Außen hin auftreten möchte. Wie man angesichts der Antwort Wallmeiers, die, wie matt und Christian ja sehr treffend aufgezeigt haben, die völlige Orientierungs- und Hilflosigkeit der Hochschulleitung in diesem Zusammenhang freigelegt hat, zu einer Schlussfolgerung wie der von Dir kommen kann, ist mir wirklich ein Rätsel.

    Ein paar schlecht bezahlte Scribbels als Fundament der Identität der Fachhochschule Trier! Grandios.

  2. @ Christopher,
    wenn Sie sagen: ” …handelt es sich dort lediglich um die Findung eines Designers/ einer Agentur, der mittels des Grunddesigns das Gremium begeistert.”

    dann befürworten Sie im Grunde Design-Lotto, Design-Bingo.

    Was das ist? Das Designerchen soll für wenig Geld anhand dürrer bis nicht vorhandener Briefings die Identität einer Hochschule erraten und seinen hübschen Rate-Lottoschein abgeben. Vielleicht gewinnt er ja was. Die Hoffnung stirbt zuletzt.

    Nichts anderes ist Lotto: man macht irgendwohin ein Kreuzchen, weils da gut ausschaut, kann ja sein, dass es gezogen wird. (Viele Leute tippen dann tatsächlich auch ihre Lottokreuzchen nach grafischen Mustern …, das nur nebenbei.)

    Wenn ein Kleinunternehmer Design-Lotto spielen will mit einem Designer, sich dann zurücklehnt und sagt: ‘ ich weiß nicht was ich will, aber liefere was für lau, vielleicht gefällt es mir ja ‘ – was will man da sagen. Außer: Ja mei, wieder ein paar Lottospieler mehr auf der Welt, die sich gefunden haben. Wenn interessiert’s.

    Wenn aber eine Hochschule das tut, was macht die dann noch alles an dummen Lottospielchen.

    Es geht nicht an, verstehen Sie?

  3. Lieber Christopher Pohl,

    die skizzierte Idee soll dem Gremium schmecken? Dann geht es an der Zielgruppe vorbei, denn da liegen (mindestens) 2 Generationen dazwischen und ihre 6 Stunden Medienkonsum am Tag investiert das Gremium in Gedrucktes und wenig Bebildertes, die Zielgruppe in kurzgetaktetes Messaging und Nebenbei-TV. Geld für einen Wurm auszugeben, der dem Angler schmeckt ist der erste und gravierende Planungsfehler im Vorgehen der FH Trier (und anderer, die sich ähnlich auf den Weg machen). Die Suche müsste stattdessen einem Prozess gelten, der von Profis mit Erfahrung in Hochschulstrukturen (oder vergleichbarem) einerseits und Anforderungen an vermarktendes Design andererseits gestaltet wird.

    und jetzt @all:

    Zum Beispiel hat die TU Braunschweig allein zwei hochschuleigene Gremien für den CD-Relaunch etabliert, einen Steuerkreis, der die strategischen Entscheidungen erarbeitet und einen Anwenderkreis, der die Handhabbarkeit überprüft und gewährleistet. Und die Agentur war handverlesen aus einem kleinen Kreis, der als Auswahlkriterium (meines Wissens) einen Vorschlag für Prozess und Vorgehen und nicht gleich grundlagenfrei für ein Design machen sollte. Das ist ein Best Practice-Beispiel für ein größer dimensioniertes Designprojekt. Einblicke hinein gibt es hier auf tu-braunschweig.de.

    Kleiner dimensioniert hatte vorher an der Hochschule ein eigenes, kleines Projektteam einen besonders werblichen Teilbereich der Webseite durchgearbeitet. Dabei wurden Benchmarks der Konkurrenz erarbeitet, die Zielgruppe in ihrem Surfverhalten beobachtet und Redaktionsstrukturen entwickelt und erprobt. Am Ende hatten die Gremiumsmitglieder des dortigen Steuerkreises, Präsidiumsmitglieder und Entscheider/innen der ÖA/PR – schonmal alle Begriffe und Rahmenbedingungen für ein ressortübergreifendes (wichtig für die meist abgekapselt agierende PR/ÖA), konzeptionelles und vermarktungsorientiertes (wichtig für forschungs- und drittmittelfokussiertes Management) Projekt am eigenen Leib erfahren – mit dem Aufwand von drei oder vier zweistündigen Präsentationssitzungen für das Gremium. Grundlagenarbeit, die der FH Trier entweder noch fehlt oder die sie aus dem Briefing heraushält, was wiederum fahrlässig wäre.

    Eine Hochschule ist (meist) ein ganz und gar anderer Organismus, als ein Konzern, ein Verein oder ein mittelständisches Untenrehmen. Sie ist ein Zusammenschluss ziemlich autonomer bis autarker Einheiten, weisungsgebunden sind Professorinnen und Professoren, die gleichzeitig Instituts- oder gar Fachbereichsmanagement leisten, wegen der Unabhängigkeit von Forschung und Lehre nämlich nicht. Gleichzeitig kann es passieren, dass ein bestimmter Fachbereich in Sachen Vermarktung oder Webseitenbetreuung besser ausgerüstet ist, als das Hochschulmanagement, das für die gesamte Uni/FH arbeiten soll.

    Die Gegenwelt dazu ist dann die Verwaltung, die wie es im öffentlichen Dienst üblich ist, hierarchisch und mit klarer Kompetenzenverteilung organisiert ist. Je nachdem, wie die letzten 20 Jahre so gelaufen sind, als die Gelder für Bildung massiv gekürzt wurden, haben sich Gräben zwischen den Verwaltungseinheiten gebildet, weil der Kampf ums nackte Überleben der eigenen Leistungsfähigkeit einer Abteilung auch davon abhing, wieviel Stellen, Büros, aktuell gehaltene Computerarbeitsplätze der oder die Abteilungsleiter/in verteidigen und sichern konnte. Nur wenige Abteilungen haben die Chance, über EU- oder Bundesförderprogramme eine eigene Drittmittel-Akquise zu betreiben. Theoretisch wäre in der Verwaltung also die Struktur für Top-to-Bottom-Projekte vorhanden, selten aber die entsprechende gelebte Kultur, die abteilungsübergreifende Kooperation erfordern würde. Kaum eine Abteilung hat noch Kapazitäten “übrig”, um sich über das eigene Tagesgeschäft hinaus an Projekten zu beteiligen.

    In dieser Gemüts- und Gemengelage unterschiedlicher Interessen und Sachzwänge könnte sich auch die FH Trier befunden haben, als der Handlungsbedarf an der eigenen Webseite zu Tage trat. Gut lief dann, dass erste Schritte unternommen wurden. Unglücklich war und ist der eingeschlagene Weg nach der ersten Kreuzung. Es mag sein, dass es über diesen Weg demnächst eine neu aussehende Webseite gibt. Schließlich ist die Entwicklung gut schmeckender Schokowürmchen kein Hexenwerk, ebensowenig die Quellcode- und Template-Umsetzung.

    Was Design aber eigentlich leisten kann, nämlich über die Prozesse im Projekt und die mitgestalteten Prozesse in der späteren Webseitenbetreuung die Hochschule als Ganzes voranzubringen, das wird verschenkt. Weder wird der Inhalt der Webseiten, noch die Struktur angefasst noch werden Werkzeuge zur Qualitätssteigerung oder -sicherung entwickelt und etabliert. Wieder einmal folgt ein Designauftrag der irrigen Annahme, wenn es nur hübscher aussähe, wäre das Produkt nach dem Facelift erfolgreicher.

    Leider gibt es auch Designerinnen und Designer, die diese Luftschlösser verkaufen. Weil auch sie sich in Zwangslagen befinden: zu viele Entscheider haben zu wenig über das Wesen von Designprozessen gelernt und schreiben am Ende eines Entwicklungsprozesses ohne Designer/innen-Beteiligung den Entwurf einer “schönen” Verpackung aus. Zu viele Mediengestalter/innen und in den 2010er-Jahren Umgeschulte versehen ihre gekonnten handwerklichen Leistungen mit dem Etikett “Design”. Das ist, als hätte ich nach meiner Bauzeichnerlehre gleich “Architektur” gemacht.

    Es ist also ein Markt da für “sowas ähnliches, wie Design”, vergleichbar mit Fertighauskatalogen, deren Produkte (“so ähnlich wie Architektur”) dann noch von städtebaulich nicht geschulten, kaufmännisch orientierten “Stadtentwicklern” in Neubausiedlungen ohne Infrastruktur auf handtuchgroße Grundstücke gepresst werden. Ja, dort wachsen Kinder auf und leben Menschen. Auch glückliche – dafür aber in auseinandergerissen sozialen Netzwerken (ich meine die realen…). Insofern kann die FH Trier ebenso wie der oder die beauftragte “Designer/in” glücklich werden mit dem veröffentlichten Projekt.

    Im Sinne dessen, was die Kolleginnen und Kollegen im Fachbereich Kommunikationsdesign vermitteln und wissenschaftlich fundiert wissen, ist es weiterhin nicht. Design kann mehr Verantwortung vertragen, nur dann ist es übers Glücklichmachen einiger davon Abhängiger hinaus nicht mehr Droge, sondern Medizin. Oder zumindest eine gute Ernährung.

    Vielleicht fällt in den Entscheidergremien der FH Trier der Groschen, vielleicht gibt es dort Menschen, die mehr Verantwortung übernehmen möchten und sich den Raum dafür schaffen (tough job!). Optimistisch wäre ein Best-Practice-Beispiel (Medizin), realistisch eine Veränderung in der Vorgehensweise (gute Ernährung), pessimistisch bliebe es in Trier wie es ist (Fast Food) und nur die hiesig Mitlesenden haben (vielleicht) was mitgenommen (gute Ernährung). Wir sollte auf alles gefasst sein. Denjenigen, die diesen langen Eintrag bis hierhin durchgehalten haben, meinen herzlichsten Dank. Das ist – siehe kurzgetaktete Seh- und Lesegewohnheiten – keine Selbstverständlichkeit.

    Das war das Wort zum heutigen Sonntag ;-)
    Friederike

  4. Was Design aber eigentlich leisten kann, nämlich über die Prozesse im Projekt und die mitgestalteten Prozesse in der späteren Webseitenbetreuung die Hochschule als Ganzes voranzubringen, das wird verschenkt. Weder wird der Inhalt der Webseiten, noch die Struktur angefasst noch werden Werkzeuge zur Qualitätssteigerung oder -sicherung entwickelt und etabliert.

    Was Design leisten kann, dieser Gewinn an Mehrwert, muss noch viel mehr heraussgestellt werden. Was ist es denn?

    Wenn überhaupt – erfährt der Auftraggeber nur, was schlecht oder unmoralisch daran ist, Abziehbildchen einzukaufen. Er erfährt nie, was denn besser ist an der anderen Methode. Außer Floskeln erfährt er nur, dass sie teurer ist und ihn mehr Zeit kostet.

    Auch wenn ich z. B. die Seiten der AGD oder des BDG durchforsten würde und mir vorstellte, ich wäre Auftraggeber, so recht würde ich nicht schlau werden. Es wird nicht konkret dargestellt, was denn besser wird, welcher Werkzeuge zur Qualitätssteigerung es denn dann seien, und last not least, an was man denn die Qualitätssteigerung durch Qualitätsdesign überhaupt sieht und festmachen kann.

    Nennt sich Benefit.
    Daran sollte die Branche arbeiten. Und zwar hart.

    Das Produktdesign hat da gute Argumente, auch Studien. Im Printdesign stehen sie noch aus, im Webdesign scheinen wie überall, die Zahlen, die Klicks zu dominieren in der Betrachtungsweise der Auftraggeber.

    Kleine Auftraggeber nicht einmal das (trotz Beratung und Aufklärung sind ihnen Worte wie click through rate oder unique content Potemkinsche Dörfer und interessieren sie nicht, sie hoffen, dass Schönsein reicht, um im Web wahrgenommen zu werden. Da rennt man als Berater gegen geschmäcklerische Windmühlenflügel.)

    Viele Grüße
    einer Ex-Werberin

  5. @Vroni

    Was hat ein Auftraggeber von einem gut durchdachten Designprozess?

    Das ist die Gretchenfrage, hier liegt der Hund begraben.

    Wenn er Dekoration und bunte Bildchen will – rein gar nichts.
    Wenn er jemanden sucht, der macht, dass die Website mit dem komischen HTML-Zeugs irgendwie ins Netz kommt – auch nicht viel.

    Je länger ich diesen Job mache, desto deutlicher wird mir, dass dem Auftraggeber das Design ziemlich Banane ist.
    Und er hat recht, denn in gewisser Weise ist es das auch. Nicht im Sinne von austauschbarem gefälligem Beiwerk wie wir es aus der Werbung kennen. Sondern in dem Sinn, dass die visuelle Umsetzung ein Ergebnis ist, das am Ende eines Prozesses steht. Und dieser Prozess ist nicht Selbstzweck, sondern er ist dazu da, ein Problem, eine Aufgabe zu lösen. Diese Lösung ist es, die dem Auftraggeber etwas bringt.
    So gesehen muss das Design noch nicht mal hübsch sein, es muss funktionieren. Schönheit ist eigentlich nur ein netter Nebeneffekt. Leider ein relativ unwirksamer, denn die meisten Menschen haben keinen Sinn dafür.
    Wichtiger sind Ziele, Inhalte, Strukturen. Die Leute, die mit der Website/dem CD erreicht werden sollen. Die Aussage, die kommuniziert werden soll.

    Es geht also eigentlich gar nicht ums Design, denn das ergibt sich im Prinzip von selbst. Und doch klebt auf der Ware, die wir “Designer” verkaufen, dieses Etikett. Weil alle davon reden und keiner weiß, was es bedeutet.
    Ein einziges, großes Missverständnis.

    ***

    Das Produktdesign hat da gute Argumente, auch Studien. Im Printdesign stehen sie noch aus, im Webdesign scheinen wie überall, die Zahlen, die Klicks zu dominieren in der Betrachtungsweise der Auftraggeber
    In Sachen Webdesign sehe das nicht so pessimistisch. Hinter den Klicks stehen Besucher, die sich auf der Seite bewegen, die bestimmte Dinge tun und andere nicht. Alles das kann man sehr gut über Analytics oder Usertesting erfassen.

    Und DA ist er nämlich dann, der Mehrwert. Was machen die Besucher, finden sie, was sie suchen, verstehen sie, was da steht? Kommen sie wieder oder laufen sie gleich wieder davon?
    Das kann man alles messen. Und darauf sollte man sich als Designer auch einlassen.

    Ein gut durchdachter Designprozess kann Probleme lösen und messbare Erfolge bringen.
    Dekoration kann das nicht. Die gibt’s bei IKEA.

    Schöne Grüsse von Kirsten
    (Die immer wieder von Neuem leidet, wenn sie einem dekorationssuchenden Auftraggeber die Tür weisen muss. Und die langsam lernt, das konsequent und rechtzeitig zu tun)

  6. @Kirsten:
    “Ein gut durchdachter Designprozess kann Probleme lösen und messbare Erfolge bringen.
    Dekoration kann das nicht. Die gibt’s bei IKEA.”

    Wobei es gut durchdachtes Design gerade und vor allem auch bei IKEA gibt ;-)

  7. Hallo,
    unsere Plattform wurde einige Male erwähnt und daher wollen wir gern gezielt zu einigen Punkten Stellung nehmen.

    1. „Die gewählte Plattform 12designer.com und ihr Ruf“

    12designer ist ein Design Crowdsourcing Portal und wir bieten ein Portal zur Durchführung von Kreativ-Projekten im Wettbewerb an. Design Crowdsourcing ist eine noch junge Disziplin und bietet daher neue Vor- und Nachteile. Wir lernen ständig dazu, wie wir allen unseren Nutzern gerecht werden, denn nur dann wird es ein nachhaltiges Geschäftskonzept.

    Der Schwerpunkt unserer Kunden sind derzeit Startups, Klein- und Einzelunternehmer, also Unternehmen, die noch keine Marketingabteilung haben oder über umfangreiche Budgets verfügen. Auf der anderen Seite sind es Kreative, die auch die Plattform nutzen, um an neue Kunden zu kommen oder die Zeit zwischen Aufträgen nutzen.

    Wie bei Agenturen variieren die Ergebnisse selbstverständlich in der Qualität und hängen unter anderem auch davon ab, wie genau Auftraggeber wissen was sie wollen und die Designer mit Feedback zu ihren Entwürfen versorgen.

    Wir können daher die Aussage von Prof. Dr. Wallmeier nicht ganz nachvollziehen und finden, dass er es sich hier etwas einfach macht, so undifferenziert auf unser Geschäftsmodell zu zeigen.

    2. „Zum Vorwurf des Preisdumpings“

    Design Crowdsourcing genießt aktuell ein Nischendasein. Derzeit liegt das Marktvolumen für Designaufträge, die über 12designer und der Konkurrenz bedient werden, deutlich unter 1% des Marktes. Der Einfluss des Design Crowdsourcings auf die Preisgestaltung im Markt ist somit geringer als eventuell wahrgenommen. Trotzdem wird natürlich aufgrund der Transparenz bei 12designer sichtbar, zu welchen Konditionen Designer und Auftraggeber zusammenarbeiten, was anderenorts oft verborgen bleibt.

    Grundsätzlich macht 12designer nicht die Preise, sondern die Auftraggeber legen diese fest. Wir kommunizieren Mindestpreise als Orientierung und geben regelmäßig Feedback zur angemessenen Vergütungshöhe. Dies ist auch im Fall der FH Trier geschehen. Die Entscheidung liegt jedoch final beim Auftraggeber.

    3. „Design Crowdsourcing funktioniert nicht für Webdesign“

    Design Crowdsourcing funktioniert grundsätzlich umso besser, je kompakter eine Aufgabe ist. Ein Logo Design lässt sich einfacher „crowdsourcen“ als Webdesign. Allerdings kann man auch über einen Wettbewerb den passenden Designer für sein Webdesign-Projekt finden. Unser Tipp ist hier immer, eine Startseite und Unterseite als Pitch auszuschreiben und dann bilateral den Rest auszuarbeiten. Klassische Agenturpraxis.

    Eine gute Projektbeschreibung (Briefing), eine angemessene Vergütung wie auch eine konstruktive Interaktion zwischen Auftraggeber und Kreative während der Projektlaufzeit sind auch bei einem Webdesign Projekt auf 12designer ausschlaggebend für den Erfolg. Ist eine dieser Voraussetzungen nicht gegeben, leidet das Ergebnis mehr oder weniger stark darunter.

    Design Crowdsourcing ist weder eine Gefahr noch ein Allheilmittel. Wir freuen uns über eine differenzierte Betrachtung zum Thema Design Crowdsourcing und stehen jederzeit für Fragen zur Verfügung!

    Viele Grüße aus Berlin Kreuzberg,
    Euer Team von 12designer

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