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Anschub für Diskussionen

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Heute möchte ich mich einmal mit einem Thema beschäftigen, das ja immer wieder gerne für Diskussionsstoff sorgt. In einem Kommentar zum Markenwechsel bei Yves Rocher hatte ich dies angekündigt. Es geht um das Kommentieren selbst, hier im Design Tagebuch.

Das Aufstellen des Designphrasenschweins war für mich eine ernüchternde Erfahrung. Gedacht war es – ebenso wie dieser Artikel – als Motivationsspritze für konstruktive Diskussionen. Da allerdings nur gefühlte 10% der Kommentierer diese Absicht erkannten, “verkam” das Schwein zur armen Sau, die von allen Seiten mit Floskeln vollgestopft wurde, die Kunden so gerne loslassen. Das ist witzig, ja, Aber leider ist es am gedachten Thema vollkommen vorbei kommentiert.

Diskussionen befruchten

Nun also ein zweiter Versuch. Eine Diskussionsbefeuerungsmaßnahme, wenn man so will. Dass so ein Artikel meines Erachtens notwendig ist, dafür gibt es drei wesentliche Gründe.

1. Die Seitenaufrufe dieses Blogs bewegen sich mittlerweile im Bereich 310.000 pro Monat. Tendenz steigend. Leider bedeutet eine größere Popularität und eine gestiegene Aufmerksamkeit nicht automatisch MEHR Qualität. Schön wärs. Der Mangel an Substanz innerhalb der Kommentare ist mit Blick auf die letzten Diskussionen nicht nur mir aufgefallen, sondern auch einigen Lesern.

2. Einer Vielzahl an Kommentaren lässt sich ablesen, dass sich die Schreiber den Artikel kaum oder unzureichend durchgelesen haben. Ausgangspunkt für jede Diskussion sollte der kleinste gemeinsame Nenner sein. In meinen Augen ist dies der Artikel. Auch bei den Verlosungen muss ich immer wieder feststellen, dass in vielen Fällen lieber schnell irgendein Kommentar hinterlassen wird, als sich 3-4 Minuten ein Stück Text vorzuköpfen, um im Anschluss etwas passendes zu verfassen. Bis zu einem bestimmten Grad nehme ich das gerne in Kauf. Ab einem gewissen Punkt ärgert mich die so demonstrierte Oberflächlichkeit.

3. Kreative neigen dazu, Arbeiten anderer eher negativ als positiv zu beurteilen. Dafür gibt es viele Gründe, die es Wert wären, dass man sie einmal in einem eigenen Artikel genauer unter die Lupe nimmt. Der gute alte Ego, der einem sagt, man könne es ebenso gut oder sogar besser. Die Missgunst, die in einem empor steigt, wenn man den Erfolg des Anderen sieht. Oder etwa die Neigung sich zu profilieren und sich zu behaupten sind nur drei davon.

Was möchte dieser Artikel erreichen?

1. Erst einmal fände ich es ausgesprochen hilfreich, wenn das Augenmerk nicht nur auf die “hübschen Bilder”, sondern auch auf das geschriebene Wort fiel. Es macht einfach mehr Spaß sich an einer Diskussion zu beteiligen, wenn ersichtlich ist, dass die Beteiligten die “Rahmeninfos” kennen, die ich immer bemüht bin in einem Artikel zusammenzustellen. Schöner Nebeneffekt sofern dieser Punkt Beachtung findet: Ich bin noch motivierter wenn es darum geht die Texte zu verfassen, wenn ich das Gefühl habe, diese werden auch gelesen. Die einfache Formel zum Mitnachhausenehmen lautet demnach: Erst lesen, dann kommentieren.

2. Darauf fußend erhoffe ich mir mit diesem Anschub noch mehr Substanz in den Kommentaren. Bei all denjenigen, die sich in dieser Richtung bislang eingebracht haben und hoffentlich zukünftig einbringen werden, möchte ich mich ganz herzlich bedanken! Ein Großteil der Popularität dieses Blogs resultiert aus eben diesen fundierten und thematisch befruchtenden Ergänzungen. Auch das macht ihn aus. Und genau das möchte ich im Rahmen meiner Möglichkeiten fördern.

Kommentare erwünscht?

Mit Sicherheit! Allerdings sollte sich jeder beim Kommentieren vergegenwärtigen, dass das dt ein Fachblog ist, und das die Leserschaft sich zu einem nicht unerheblichen Anteil aus Experten auf ihrem Gebiet zusammensetzt. Klingt etwas hochtrabend, triffts aber im Kern. Mir ist eine kurze Liste konstruktiver Kommentare lieber, als eine imposante Zahl im Kommentarlink. Beides vereint, ist der Idealfall. “Konstruktiv” kann auch “kurz” oder “einfach” heißen und muss nicht zwangläufig in einem Vortrag münden. Konstruktiv ist aber immer bereichernd.

Natürlich soll und muss auch die eigene Meinung kund getan werden können. Ich möchte kein Korsett anlegen, in dem allzu impulsive Regungen verpönt sind um es mal etwas blumig auszudrücken. Aber wenn 3 der letzten 4 Kommentare jeweils aus einem Wort wie “hässlich!”, “toll” oder “geil” bestehen, schreibe ich auch schon einmal eine E-Mail mit einem freundlichen Hinweis sich etwas stärker einzubringen. Auch den Hinweis auf die allgemeine Netiquette beim Kommentieren verschicke ich in einigen seltenen Fällen, dann nämlich, wenn man persönlich wird.

Ein Logo ist immer auch die Arbeit eines Kollegen

Hinter jeder kreativen Arbeit steckt ein kreativer Kopf. Eine Phrase, ja. Aber mit Blick auf die Kommentarsammlung wird offenkundig, dass einige diesen Aspekt beim Kommentarschreiben vergessen zu haben scheinen. Vergleiche mit “Fäkalien” oder Plattitüden wie “Griff ins Klo” und “vom Praktikanten erstellt” lassen nicht nur jegliche Substanz vermissen, sie sind zudem besonders niveauarm. Kein Logo, und sei es noch so misslungen, hat so eine Abwertung verdient. Und noch viel weniger sollte ein Designer, dessen Arbeit hier vorgestellt wird, sich mit solcher Pseudokritik konfrontiert sehen. Eine Ansammlung missgünstiger Nörgler möchte hier wohl keiner antreffen wollen, ich am allerwenigsten.

Laien und Experten im Dialog

Ganz wichtig ist es mir noch zu sagen, dass das dt kein elitärer Club für hochdekorierte Kreative sein möchte. Vielmehr möchte ich ein möglichst großes Podium für Designer und Designinteressierte bereitstellen, in denen kreative Arbeiten aus unterschiedlichen Perspektiven beleuchtet und diskutiert werden. Dazu gehört es, dass Laien sich ebenso einbringen dürfen und sollen, wie Leute vom Fach. Der Blick von Außen hilft uns Designern unsere Arbeit auf solide Füße zu stellen. Ein Logo oder allgemein ein Design hat immer eine Aufgabe zu erfüllen. Manchmal verliert man bei der Arbeit an den Details den Blick für das große Ganze aus den Augen. Während man an dem Kerning arbeitet, hat man die Bildmarke längst eingetütet und stellt ihre generelle Wirkung auf die Zielgruppe gar nicht mehr in Frage. Deshalb ist die Sicht von Nichtdesignern auf eine Arbeit wertvoll und bereichernd. Sicherlich muss man diese Kritik anders einzuordnen wissen, sie gesondert bewerten aber außer Acht lassen sollte man sie nicht.

So. Das war jetzt eine Menge Text. Mir ist klar, dass ich nicht jeden damit erreichen werde. Im schlimmsten Fall verpassen gerade diejenigen diesen Artikel, die sich eigentlich angesprochen fühlen sollten. Umso mehr freue ich mich nun auf die nachfolgenden Kommentare, auf die Kritik, die Anregungen und Eure Meinungen zu diesem Thema und vor allem auf viele weitere spannende Diskussionen hier im Design Tagebuch.

Dieser Beitrag hat 61 Kommentare

  1. Ein Bewertungssystem könnte hier sogar funktionieren, da es im grafischen Bereich keine wirklichen “Grabenkriege” gibt, im Gegensatz zu einigen Technikseiten, wo Bewertungssysteme selten funktionieren. Wer z.b. bei Heise was gegen Linux sagt wird sofort negativ bewertet, andere Seiten haben ihr Bewertungssystem auch wieder rausgenommen, weils einfach nicht funktioniert hat. Hier könnts aber wie gesagt klappen.
    Eine Registrierung und dadurch zusätzliche Funktionen wären auch interessant, z.b. dass man seine Kommentare nochmal editieren kann, wenn ein Link falsch gesetzt wurde, etc. Allerdings wär das dann mehr Forum als Kommentarfunktion. (was jetzt auch nicht unbedingt schlechter sein muss)

  2. Ich finde, in manchen Fällen lassen sich kurze Kommentare nicht vermeiden. Wie wenn man z.B. ein Video vorstellt – wie vor kurzem geschehen – postet man oft einfach nur ein “Cool” oder ein “Das finde ich echt klasse”! Das finde ich eigentlich nicht weiter schlimm. Wenn dazu noch einige User schreiben, WARUM sie das Video gut finden, ist das natürlich toll. Anders ist es bei Logos oder Internetseiten, da sollte man schon begründen, warum man dies oder jenes (nicht) gut findet.

    Was ich sehr lobenswert finde, ist, dass Achim sich die Mühe macht, die “schwarzen Schafe” auszumachen und direkt anzusprechen. Nur leider ist es sehr schwer, jemanden als “schwarzes Schaf” zu betiteln, da es ja schon einmal vorkommen kann, dass man einen destruktiven Beitrag schreibt aber generell das dt mit konstruktiven Beiträgen füllt.

    Aber schön dass du dieses Thema ansprichst, so hoffe auch ich, dass in Zukunft noch bessere Kommentare und damit Diskussionen entstehen.

    Lieben Gruß

  3. Das Problem der Kommentare halb- oder nichtgelesener Beiträge kann auch durch den größten Hinweistext neben dem Absende-Button nicht verhindert werden. Wir leben nunmal in der Zeit, wo sich jeder herausnimmt, “so schreiben zu dürfen, wie man will”, weil es ja im Internet ist. Und wenn die Möglichkeit zum Kommentieren gegeben ist, wird diese natürlich auch genutzt.

    Es gibt nur diese Möglichkeit: Kommentare abschalten und ein Forum (incl. Anmeldung!) eröffnen, in dem über die Beiträge diskutiert werden kann. So hält man negative Sachen vom Beitrag fern. Wer sich wirklich interessiert, kann in das angeschlossene Forum schauen.
     
    Zitat: Hinter jeder kreativen Arbeit steckt ein kreativer Kopf. Eine Phrase, ja. Aber mit Blick auf die Kommentarsammlung wird offenkundig, dass einige diesen Aspekt beim Kommentarschreiben vergessen zu haben scheinen.

    Das ist schon richtig aber verschließen wir doch mal nicht die Augen vor der Realität. Im Grunde ist jeder ein Kollege, der (zu Recht oder nicht) einen Berufsabschluß in diesem Fach besitzt. Anhand der Arbeit über den Menschen zu urteilen, ist natürlich falsch.
     
    Bemerkungen wie “sieht aus wie vom Praktikanten” oder “Griff ins Klo” sind – sofern in objektiven und konstruktiven Bewertungen verpackt – einfach mal klare Aussagen und keine persönliche Beleidigung eines Kollegen. Wenn ein Entwurf schlecht ist, sieht er eben aus wie von einem Nicht-Profi.

    Was wäre denn eine passende Phrase für einen schlechten Entwurf, ohne damit in irgend einer Weise den Kollegen zu kränken? Mir fällt keine ein…

  4. Skythe, das BN einen Hinweis in ähnlicher Form eingestellt hat, davon wusste ich nichts. Werde ich mir gleich mal anschauen.

    Mit Blick auf Deine unterschwellige Andeutung wird Dir vielleicht entgangen sein, dass in sehr vielen Fällen ERST im dt ein Logowechsel oder ein Redesign erscheint und DANN auf Brand New. Das schreibe ich deshalb auch mit Hilfe von Großbuchstaben, da genau dieser Umstand zeigt, welchen Stellenwert dieser Blog mittlerweile erreicht hat. Selbstredend mit großer Unterstützung der vielen fleißigen Hinweis- und Tippgeber. Der Markenrelaunch bei Citroen wurde beispielsweise in diesem Blog noch vor dem Erscheinen eines Artikel in den großen Automagazinen beleuchtet und diskutiert. Meines Wissens war es die erste Meldung in dieser Art überhaupt. Und das gilt auch für viele andere Artikel.

    Armin macht einen exzellenten Job bei BN und war mit einer der großen Triebfedern einen ähnlichen Ansatz in deutscher Sprache aufzulegen. BN befindet sich als Feed auf meiner persönlichen Startseite. Aber der oben angesprochene Umstand sollte nicht unbemerkt bleiben.

  5. Wie immer sehr gut und treffend geschrieben. Ich stimme dir eigentlich in allen Punkten zu und kann gut nachvollziehen warum du diesen Anschub in den Diskussionen forderst. Auch den Zeitpunkt kann ich verstehen, denn die Qualität der Kommentare ist wirklich gesunken in letzter Zeit.

    Leider befürchte ich, dass du mit diesen Artikel sowieso nur die Leserschaft erreichst, die auch bisher konstruktiv kommentiert hat. Denn zum einem fühlen sich die “Nörgler” und “Pseudo-Kreativen” durch deinen Text wahrscheinlich noch bestätigt und machen jetzt erst recht weiter, weil jetzt öffentlich reagiert wird. Zum anderen ist der Text so lang, dass er von der gewünschten Zielgruppe nicht gelesen wird.

    Ich hoffe trotzdem, dass deine Worte Umsetzung finden!

    Zum Schluss noch eine kleine Anregung zur technischen Umsetzung: Ich denke die meisten kurzen und sinnlosen Beiträge wie “toll” oder “hässlich” werden verfasst, damit ein Link zu ihrer Webseite gesetzt ist. Also eine Art Spam oder Werbung in eigener Sache. Vielleicht macht es Sinn das Formularfeld “Website” zu entfernen, um diese Beiträge zu reduzieren.

  6. Genau diese Situation ist der Grund, warum ich normalerweise an solchen Beiträgen keine Kommentare abgebe sondern lieber stiller Leser bleibe.

  7. Bitte recht sachlich
    Ein Kommentar mit Substanz ist dt’s Liebling

    hehe.
    meine idee. geil. cool. *provozier* :p

    Die Kommentarvorschau wird nun allerdings falsch dargestellt, nun steht der obige Satz auch drinnen.

  8. Das hier ab und zu Spam-Beiträge auftauchen ist wirklich frech. Das wäre wirklich schön, diese irgendwie abzuschalten. Oft wird einfach nur ein Satz gepostet, der dann auch nur ein Auszug aus der verlinkten Seite ist.

  9. Genau das ist der Grund, warum ich in der letzten Zeit (Wochen oder Monate) so gut wie gar keine Kommentare mehr abgegeben habe. Früher geschah das öfter, woraufhin ich sogar vom Magazin ‘beef’ aufgefordert wurde, Leeserbriefe zu verfassen.

    Aber in letzter Zeit bekommt man wirklich Kopfschmerzen vom Lesen. Es geht so oft nur noch darum, zu meckern und alles schlecht zu finden. Aber das Ganze dann ohne Hintergrund.

    >> Leute, es gibt meist einen Grund, warum ‘die’ das Logo oder die Werbung gemacht haben und nicht ihr. Teilweise entdecke ich in den Worten nur Neid oder Missgunst und das ist schade.

    Achim, vielleicht ist eine Art Bewertung der Kommentare wirklich nicht schlecht. Wenn dann jemand nur eine -5 oder so bekommt, macht er sich vielleicht auch mal Gedanken. Aber auch das kann nach hinten losgehen. Denn dann fangen genau diese Leute an, auch bei jedem anderen schlecht zu bewerten. Und dann geht hier so ein Missgunst-Krieg los.

    Man kann es wohl kaum ändern. Je mehr Besucher der Seite, desto mehr leidet die Qualität. So ist es und das muss man wohl hinnehmen.

Kommentare sind geschlossen.

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